20. Dezember 2024
10. Dezember 2024
Erklärung zum Krieg in der Ukraine
„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ – der Kirchentag bekräftigt diese Erklärung der 1. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1948. Der Krieg, den die Russische Föderation 2014 gegen die Ukraine begonnen hat, ist mit den russischen Angriffen am 24. Februar 2022 in eine neue Phase getreten. Als Bremische Evangelische Kirche stehen wir zusammen mit allen Menschen, die durch diesen Krieg unerträgliche Not leiden.
Der Kirchentag dankt allen, die sich in den Dienst an ihren Mitmenschen stellen, indem sie die Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine auf den Weg bringen und durch Spenden unterstützen, Wohnraum bereitstellen und Geflüchteten auf vielfältige Weise beistehen. Der Kirchentag verpflichtet sich, in seinen Bemühungen um Hilfeleistungen für die Menschen in der Ukraine und Geflüchtete in unserem Bundesland nicht nachzulassen.
Die Menschen in der Ukraine sind tödlichen Angriffen und Menschenrechtsverletzungen in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg ausgeliefert. Der Kirchentag sieht das friedensethische Dilemma zwischen dem Wunsch nach einer gewaltfreien Konfliktlösung und der Unterstützung rechtserhaltender Gewalt durch Waffenlieferungen. Der Kirchentag bittet die Gemeinden und Einrichtungen sich mit der Friedensbotschaft des Evangeliums und den Fragen der friedensethischen Verantwortung in unserer Welt auseinanderzusetzen.
Feindseligkeiten und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sind Ausdruck von Gewalt in unserer Gesellschaft. Der Kirchentag bittet die Gemeinden und Einrichtungen, Feindschaft und Hass entgegenwirken und Räume zu ermöglichen, in denen Ängste und Sorgen zur Sprache kommen können und Begegnungen ermöglicht werden. Gemeinden, Einrichtungen und Kitas sind Lernorte des Friedens.
Der Kirchentag erkennt den Mut vieler Priester der russisch-orthodoxen Kirche an, die sich gegen den Krieg und dessen Rechtfertigung durch ihre Kirchenleitung stellen. Er wendet sich gegen eine einseitige Wahrnehmung der russischen Orthodoxie. In Bremen leben Menschen, die aus verschiedenen Orten der Welt vor Krieg, Verfolgung und Hunger geflohen sind. Der Kirchentag wendet sich gegen eine Spaltung zwischen verschiedenen Gruppen von Geflüchteten. Der Kirchentag bittet Gemeinden und Einrichtungen, sich der geflüchteten Menschen unabhängig von ihrer Herkunft anzunehmen.
Auch angesichts militärischer Gewalt dürfen zivile Maßnahmen zur Verringerung von Gewalt und zum Abbau von Not nicht vernachlässigt werden. Der Krieg in der Ukraine droht die Ernährungskrise in vielen ärmeren Ländern der Welt zu vergrößern. Der Kirchentag bittet die Politik im Kampf gegen den Hunger nicht nachzulassen.
Wir wissen, dass verantwortungsvolles Handeln nicht frei macht von Schuld. Zum verantwortungsvollen Handeln gehört auch, dass wir unser Handeln kritisch hinterfragen. Wir bereuen, dass unser Handeln in der Vergangenheit zu selbstbezogen war und wir unsere eigentliche Aufgabe, „Salz und Licht für die Welt“ sein, vernachlässigt haben. Im Gebet orientieren wir uns an dem Gott des Friedens. Wir verbinden uns mit allen Menschen über jegliche Grenzen hinweg. Den Frieden suchen heißt, auch im Angesicht der Eskalation von Gewalt innezuhalten und abzuwägen, welche Worte und Taten jetzt Gewalt verhindern und den Menschen helfen. “Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.” (Die Bibel, 2.Timotheusbrief 1,7).