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Montag, 03. Juni 2024
Am 10. Juni 1942 überfiel ein "Sonderkommando" der SS das tschechische Dorf Lidice. Dort wurden 172 Männer, die älter als 15 Jahre waren, erschossen, 195 Frauen in das KZ Ravensbrück deportiert, wo 52 von ihnen ermordet wurden. Von den 98 Kindern des Dorfes wurden 86 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet und 12 zur sogenannten "Germanisierung" verschleppt. Das böhmische Dorf nahe Prag wurde anschließend vollkommen zerstört und eingeebnet. Die Erinnerung an dieses grausame Kriegsverbrechen verbindet Bremen und Lidice.
Das Massaker 1942 war laut Nazi-Propaganda eine "Vergeltungsmaßnahme" für das Attentat auf den hochrangigen SS-Mann Reinhard Heydrich. So wie an vielen Orten in Europa, ermordeten die Besatzer als Racheakt brutal die Zivilbevölkerung. Bis heute ist Lidice ein Mahnmal für die faschistischen Greueltaten.
Die Gründung der Bremer Lidice-Initiative 1979 geht auf den 2022 verstorbenen ehemalige Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Ernst Uhl, zurück. "Wir nannten uns Lidice-Initiative, um von vornherein klar zu machen: Wir wollen die schuldbeladene Vergangenheit ansprechen, die zwischen Deutschen und Tschechen stand. Als Christ habe ich mir keinen anderen Zugang vorstellen können und über die Jahre ist so etwas wie Freundschaft entstanden", so Uhl in einem Interview 2002. Als Sprecher der Gruppe gelang es ihm Ende der 1990er Jahre, 300.000 Mark an Spenden zu sammeln. Mit dem Geld wurde in dem Dorf, das die tschechische Regierung nach 1945 wieder aufbauen ließ, die Begegnungsstätte "Oase" eröffnet.
Wir nannten uns Lidice-Initiative, um von vornherein klarzumachen:
Wir wollen die schuldbeladene Vergangenheit ansprechen,
die zwischen Deutschen und Tschechen stand. (Ernst Uhl)
In den Bremer Wallanlagen entstand auf Betreiben der Initiative 1989 das erste Lidice-Denkmal auf deutschem Boden. Ernst Uhl hat sich zeitlebens für Frieden und Verständigung und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit eingesetzt und zahlreiche Jugendfahrten nach Lidice organisiert. 1994 wurde Uhl von Lidice zum Ehrenbürger ernannt.
Die Gastfreundschaft der Bürgerinnen und Bürger von Lidice,
ihre Gesten der Versöhnung und der Freundschaft,
haben mich tief beeindruckt. (Edda Bosse)
In Erinnerung an dieses Kriegsverbrechen gibt es in Lidice eine Gedenkstätte, die jedes Jahr von Menschen aus aller Welt besucht wird. Im Garten des Friedens und der Versöhnung unterstützte die Lidice-Initiative 2002 die Anpflanzung von 1.000 Rosen. Mittlerweile blühen den Sommer mehr als 25.000 Rosen. Kürzlich haben Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus und Präsidentin Edda Bosse bei einem Besuch in Lidice im Namen der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) eine weitere Rose gepflanzt. In mehreren Gesprächen mit Veronika Kellerová, der Bürgermeisterin des neuen Dorfes Lidice, und weiteren ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern, haben sie zukünftige Begegnungen vereinbart, u.a. mit der Evangelischen Jugend Bremen, der Studierendengemeinde und Konfirmandengruppen. 2025 wird eine tschechische Delegation Bremen besuchen. "Die Gastfreundschaft der Bürgerinnen und Bürger von Lidice", so Edda Bosse, "ihre Gesten der Versöhnung und der Freundschaft, haben mich tief beeindruckt."
So wollen wir der Opfer der Gräueltaten durch die deutschen Besatzer gedenken
und dazu beitragen, dass sich solche grausamen Untaten nicht wiederholen. (Bernd Kuschnerus)
Bernd Kuschnerus hielt am Sonntag, den 26. Mai in der evangelischen Gemeinde von Klatnow (Nahe Lidice) im Sonntagsgottesdienst die Predigt. Darin verwies er darauf, dass Voraussetzung für die Zukunft sei, sich an die Vergangenheit zu erinnern. "Das sage ich bewusst als Deutscher. Denn Schuld geht nicht weg, auch nicht durch Vergebung. Wer von uns könnte die schrecklichen Verbrechen, das furchtbare Leid rückgängig machen? Aber es ist Barmherzigkeit, wenn aus Schuld etwas Neues erwachsen kann. So wollen wir der Opfer der Gräueltaten durch die deutschen Besatzer gedenken und dazu beitragen, dass sich solche grausamen Untaten nicht wiederholen."