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Montag, 05. August 2024
Zum 80. Jahrestag der Zerstörung des Bremer Westens findet am Sonntag, den 18. August um 18 Uhr in der Kulturkirche St. Stephani ein Gottesdienst der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) zum Gedenken an die Opfer und die Leiden des Krieges statt. Ehrengast ist die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer.
„Kreisleitung der NSDAP Bremen: Die Spitze der eingeflogenen Feindmaschinen befindet sich in fünf Minuten Entfernung. Mit Bombenabwurf muss gerechnet werden.“ So lautete eine Rundfunk-Durchsage im Zweiten Weltkrieg. 1945 lag Deutschland in Trümmern. Auch Bremen hatte es schwer getroffen. In der Bombennacht vom 18. auf den 19. August 1944 legte der 132. Luftangriff insbesondere den Bremer Westen in Schutt und Asche. Britische Flieger warfen mehr als 120.000 Bomben ab. 1.059 Menschen wurden getötet und ein Großteil der Gebäude zerstört. Insgesamt fielen im Zweiten Weltkrieg in 173 Luftangriffen 900.000 Bomben allein auf Bremen. Zwei Drittel der Stadt wurden in Trümmer gelegt.
Gerade die jüngsten Angriffe auf ukrainische Kinderkrankenhäuser und Versorgungseinrichtungen,
haben uns gezeigt, wie gefühllos das Völkerrecht immer wieder gebrochen wird.
Trotz des Nazi-Wahnsinns, der nicht nur in Bremen so viel Leid und Zerstörung brachte, erklärte NS-Propagandaminister Josef Goebbels den Krieg noch acht Wochen vor seinem Ende zum „Gottesdienst“. „Krieg religiös zu rechtfertigen, ist eine Gotteslästerung“, so BEK-Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus. "Das betonen die Kirchen bis heute. Und mehr noch: Das Verbot dieser Form der Kriegsführung, ohne Rücksicht auf Zivilisten, ob in Hamburg, Coventry, Berlin, Rotterdam oder Dresden, ist seit Ende des Zweiten Weltkriegs im Humanitären Völkerrecht festgeschrieben. Gerade die jüngsten Angriffe auf ukrainische Kinderkrankenhäuser und Versorgungseinrichtungen, haben uns gezeigt, wie notwendig das ist und wie gefühllos dieses Völkerrecht auch immer wieder gebrochen wird."
Deshalb lädt die Bremische Evangelische Kirche am Sonntag, den 18. August um 18 Uhr zu einem Gottesdienst in der Kulturkirche St. Stephani ein, um der Opfer zu gedenken und für den Frieden zu beten. In diesem Gottesdienst wird neben Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer auch die Zeitzeugin Gabriele Sommer-Semler sprechen. Musikalische Gestaltung: Bremer Kantorei St. Stephani unter Leitung von Tim Günther, u.a. mit Teilen der Messe in D-Dur von Antonín Dvořák.
Bereits am Vormittag, um 10.15 Uhr, findet für die Gemeinden des Bremer Westens ein Gottesdienst zum Gedenken an die Bombennacht 1944 statt. Der Gottesdienst in der Waller Immanuel-Kapelle wird meditativ und nachdenklich an die Opfer und Leidtragenden erinnern und dazu einladen, für den Frieden zu beten.
Ziele der Bomber waren der Hafen mit Industrie und Werften, aber auch die Wohngebiete in Findorff, im Stephaniviertel und in Walle. Aufgrund der großen Menge an Phosphorbrandbomben war dieser Angriff der erste auf Bremen, der einen tückischen Feuersturm zur Folge hatte.
Schon nach Minuten setzte ... der Feuersturm ein, und mit ihm ist dann der Flächenbrand nicht mehr aufzuhalten.
Ein Polizeibericht schilderte, was nach dem Bombenangriff geschah: „Schon nach Minuten setzt durch das Zuströmen frischer, sauerstoffhaltiger Luft das dritte Stadium, der Feuersturm, ein, und mit ihm ist dann der Flächenbrand nicht mehr aufzuhalten.“ Der Bremer Westen brannte lichterloh. Es waren die vielen verschiedenen Brandherde, die nicht rechtzeitig unter Kontrolle gebracht werden konnten, da es gar nicht genug Feuerwehreinheiten gab, um die Brände rechtzeitig zu löschen. Zudem war das Telefon tot und die Koordination der Einsatzkräfte nicht mehr möglich. Die glühend heiße Luft schoss wie ein Sturm durch die Straßen - daher die Bezeichnung "Feuersturm" - schleuderte die Menschen zurück in die brennenden Häuser, entzündete ihre Haare, verbrannte die Haut und nahm ihnen die Luft zum Atmen. In den Luftschutzkellern erstickten die Menschen zu Hunderten.
Rund um Bremens drittälteste Kirche St. Stephani gab es anschließend nur noch eine Kraterlandschaft. Die Seitenschiffe der Kirche waren verschwunden, nur der Kirchturm, auch der „Lange Steffen“ genannt, überragte die Trümmer. Kaum ein Stein stand noch auf dem anderen. Zerstört wurden außer St. Stephani ein Viertel aller Wohnungen, die Marienkirche und die Wilhadikirche in Walle sowie das damals noch an der Schlachte gelegene Focke-Museum. Fast 50.000 Menschen wurden über Nacht obdachlos. Der Schutt lag durchschnittlich zwei Meter hoch.
Wer die Nacht überlebte und am Morgen die Bunker verließ, wanderte durch die zerstörten Straßen, die gesäumt waren von verkohlten Leichen. Die meisten Überlebenden hatten ihre Wohnung und alles Hab und Gut verloren. Sie versuchten bei Verwandten unterzukommen, und wenn das auch nicht gelang, wurden sie ins Bremer Umland evakuiert.