Dienstag, 10. Dezember 2024

Bremische Evangelische Kirche zur Kirchenasyl-Statistik

Die von der Bremer Innenbehörde genannten Zahlen zum Kirchenasyl im Land Bremen bedürfen aus Sicht der Bremischen Evangelischen Kirche der Differenzierung und Einordnung.

Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) und Zuflucht e.V. sind bezogen auf das Kirchenasyl allein für evangelische Kirchengemeinden in Stadtgemeinde Bremen und für eine zur BEK gehörige Kirchengemeinde in Bremerhaven, die Bürgermeister Smidt Gedächtniskirche zuständig. Außerdem betreut Zuflucht e.V. Kirchenasyle der katholischen Kirche und freikirchlicher Gemeinden auf stadtbremischem Gebiet. 

Alle anderen Kirchengemeinden in Bremerhaven gehören zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, zur Reformierten Kirche bzw. zur katholischen Kirche (Bistum Hildesheim).

Die BEK und Zuflucht e.V. melden und verwalten ausschließlich Kirchenasyl aus dem Stadtgebiet Bremen. Auch Kirchenasylfälle in Schwanewede werden in Absprache mit der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers durch Zuflucht e.V. betreut, die Zahlen werden aber statistisch Niedersachsen zugerechnet.

Folgende Zahlen geben den aktuellen Stand von Kirchenasylfällen im bisherigen Jahr 2024 wieder:

  • 22 Kirchenasyle, die 2023 begannen, wurden im Laufe des Jahres 2024 durch Fristablauf beendet
  • 82 neue Kirchenasyle begannen und endeten 2024 (in der Regel durch Fristablauf)
  • 5 Dossiers zur Vermeidung eines Kirchenasyls wurden in 2024 eingereicht. Eines wurde abgelehnt, vier wurden durch Fristablauf für erledigt erklärt.
  • Aktuell gibt es 20 laufende Kirchenasyle (davon eines in Neuenkirchen/ Schwanewede)
  • Insgesamt hat Zuflucht e.V. 88 Kirchenasyle von Menschen aus Bremer Unterkünften und 37 Kirchenasyle von Menschen betreut, die aus dem restlichen Bundesgebiet kamen, d.h. insgesamt 125 Kirchenasyle. (8 Kirchenasyle betreffen Schwanewede, diese zählen nicht zu Bremen).

Die Vorjahreszahlen zum Vergleich:

  • 2023: 92 Kirchenasyle (inkl. 2 Vermeidungsdossiers)
  • 2022: 29 Kirchenasyle
  • 2021: 17 Kirchenasyle
  • 2020: 7 Kirchenasyle
  • 2019: 33 Kirchenasyle

Zuflucht e.V. gibt sämtliche Meldungen von Kirchenasylfällen mit Namen und Adressen an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Dieses informiert die jeweiligen zuständigen Ausländerbehörden. 
Im stadtbremischen Bereich sind die Kirchenasylzahlen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Fälle angestiegen.

 „Das liegt daran, dass insgesamt mehr Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche als bisher Kirchenasyl anbieten. Sie bewerten die Situation in vielen Dublin-Staaten als zunehmend schwierig und möchten damit ein Zeichen gegen die Menschenrechtsverletzungen auch an den westeuropäischen Außengrenzen der EU setzen“

 

begründet Lars Ackermann, Geschäftsführer von Zuflucht e.V., den Anstieg.

Zu den Zahlen für Bremerhaven in den dortigen lutherischen, reformierten und katholischen Kirchengemeinden kann die BEK keine Aussage treffen.
„Wir halten eine differenzierte Betrachtung der Kirchenasyl-Statistik für dringend geboten. Dazu wird es auf unsere Anregung hin ein gemeinsames Gespräch aller im Bundesland Bremen aktiven Kirchen mit dem Innensenator geben, um die Lage für das Bundesland Bremen insgesamt zu betrachten und zu bewerten“, so Schriftführer Pastor Dr. Bernd Kuschnerus. „Angesichts von aktuell 2.242 Kirchenasylfällen bundesweit bei einer Gesamtbevölkerung von über 84 Mio. Menschen halte ich eine Versachlichung der Diskussion dringend für geboten. Es geht hier um die Schicksale konkreter Menschen und humanitäre Härtefälle. Das gerät bei der bloßen Diskussion über Zahlen leider aus dem Blick. Kirchenasyl ist ein Appell im Sinne des Rechtsstaates, Einzelfälle mit besonderen humanitären Härten besonders zu überprüfen.“