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Dienstag, 14. Mai 2024
Rund 300 Menschen haben sich am Nachmittag auf dem Bremer Marktplatz versammelt, um zum 76. Jahrestag der Staatsgründung Solidarität mit Israel zu zeigen. Auf der Kundgebung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft sprach neben Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte auch der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Bernd Kuschnerus.
Der Jahrestag der Gründung Israels sei ein Grund zur Besinnung und zur Freude, so Kuschnerus. "Vor 76 Jahren wurde dieser Staat als Ort zur Rettung jüdischer Menschen gegründet. Er ist die einzige Demokratie im Nahen Osten, das führen uns die Israelis vor Augen, die sich mit bewegenden Demonstrationen, u.a. gegen die Justizreform, für ihren Rechtsstaat einsetzen."
Aber der diesjährige Jahrestag werde in einer schweren Zeit gefeiert, weil am 7. Oktober 2023 das schlimmste Verbrechen an jüdischen Menschen seit der Shoah verübt wurde. "Der Terror der Hamas hat schreckliches Leid über sie gebracht. Sie wurden grausam gefoltert und getötet oder entführt. Mehr als 1.200 Getötete und 5.400 Verletzte sind zu beklagen. Mehr als 3.000 Raketen wurden aus dem Gazastreifen auf israelisches Staatsgebiet abgefeuert. Und der Beschuss dauert bis heute an."
Aus meiner Sicht ist es der langfristige Plan, Schuldumkehr zu betreiben
und das Existenzrecht Israels nachhaltig in Frage zu stellen.
Aber, so fuhr Kuschnerus fort, diese Bilanz sei nicht der einzige Aspekt des Schreckens: "Ich bin entsetzt über das zynische Kalkül der Terrororganisation Hamas und ihrer Verbündeter, u.a. im Iran und bei der Hisbollah: Mit der Brutalität des Anschlages und der Verschleppung der Geiseln, deren Verbleib bis heute ungewiss ist, sollte bewusst eskaliert und eine Reaktion provoziert werden, die Israel in der Welt diskreditiert und den Staat innenpolitisch destabilisiert. Die palästinensische Zivilbevölkerung, Frauen und Kinder, werden von den Terroristen bewusst als Schutzschild missbraucht und in einen Krieg hineingezogen. Aus meiner Sicht ist es der langfristige Plan, Schuldumkehr zu betreiben und das Existenzrecht Israels nachhaltig in Frage zu stellen."
Das ist Antisemitismus und darf uns
– vor allem uns hier in Deutschland -
nicht gleichgültig lassen.
Als Folge zeige sich auf der ganzen Welt Israelfeindschaft, und der Hass richte sich wahllos gegen jüdische Menschen in aller Welt. "Das ist Antisemitismus und darf uns – vor allem uns hier in Deutschland - nicht gleichgültig lassen."
Viel zu viel sei wieder laut zu hören, von dem man dachte, es wäre in Deutschland unsagbar geworden, so Kuschnerus weiter. Seit dem 7. Oktober 2023 habe sich die antisemitische Kriminalität verdreifacht. "Jüdische Einrichtungen brauchen mehr denn je Polizeischutz. Sich offen als jüdisch zu erkennen zu geben, kann vielerorts gefährlich sein. Man mag die israelische Regierung kritisieren, man mag sich wünschen, dass Israel bei allem Recht auf Selbstverteidigung klüger agiert. Aber niemals darf man jüdische Menschen abwerten und bedrohen." Antisemitismus sei eine Bedrohung für alle, die friedlich, demokratisch und frei leben wollen.
Wir müssen bedrohlichen Sichtweisen auf Israel und jüdisches Leben entgegentreten,
in der Politik, auf den Straßen, an den Universitäten und im Freundeskreis.
Aus der langen Unheilsgeschichte und dem furchtbaren Leid, das Nazi-Deutschland jüdischen Menschen angetan hat, ergebe sich eine Verpflichtung gegenüber dem Rettungsort Israel. "Wir müssen bedrohlichen Sichtweisen auf Israel und jüdisches Leben entgegentreten, in der Politik, auf den Straßen, an den Universitäten und im Freundeskreis. Wir haben die Pflicht, diesem Hass zu widersprechen, ganz gleich, in welcher politischen oder religiösen Verkleidung erscheint."
Wenn wir abstumpfen oder uns in vermeintliche Neutralität flüchten würden,
hätte doch der Terror sein Ziel erreicht.
Die Verantwortung im Blick auf den Staat Israel und auf jüdisches Leben gelte auch dann, "wenn wir uns um die verheerende humanitäre Lage und das Leid der Menschen im Gazastreifen sorgen. Wir dürfen unser Mitgefühl gegenüber dem Leid der jeweils anderen nicht verlieren. Wenn wir abstumpfen oder uns in vermeintliche Neutralität flüchten würden, hätte doch der Terror sein Ziel erreicht."
Kuschnerus rief dazu auf, Verantwortung und Mitgefühl in Einklang zu bringen, ohne das Kalkül der Terroristen und Verbrecher zu bedienen. "Lassen Sie uns klar an der Seite der jüdischen Menschen und der Bevölkerung des Staates Israel stehen. Lassen Sie uns miteinander fördern, was dem jüdischen Leben in Bremen dient und der friedlichen Verständigung zwischen unterschiedlichen religiösen und politischen Auffassungen. Lassen Sie uns beitragen zum Frieden in Schulen und an Universitäten und auf unseren Straßen, damit Menschen bei uns sicher leben können."
Abschließend zitierte der BEK-Schriftführer aus einer Verlautbarung der Evangelischen Kirche in Deutschland „Antisemitismus ist Gotteslästerung. Es gibt keine Rechtfertigung für Judenhass und die Leugnung des Existenzrechts Israels.“