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Dienstag, 04. Juni 2024
Der international bekannte Theologieprofessor Jürgen Moltmann ist gestern im Alter von 98 Jahren verstorben. Der auch im hohen Alter stets präsente und aktive Jürgen Moltmann hatte eine überaus erfolgreiche und vielfach ausgezeichnete Karriere als Universitätsprofessor, deren Anfänge in Bremen lagen. Ein Nachruf.
Seine Laufbahn begann Jürgen Moltmann vor über sechzig Jahren, von 1953 bis 1957, als Seelsorger und Pastor in Wasserhorst, einer der kleinsten Gemeinden und im Studentenpfarramt der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Hier sind zwei Kinder geboren, und hier hat Moltmann erste Erfahrungen als Pastor gesammelt. Weitere Stationen waren Wuppertal und Bonn, bevor er an der Universität Tübingen (1967 bis 1994) seine Hauptwirkungsstätte fand.
Mit seinem Buch „Theologie der Hoffnung“ erfuhr Moltmann 1964 schlagartig internationale Anerkennung. Doch oft führte ihn sein Weg zurück nach Bremen zu Begegnungen und Vorträgen. Zuletzt haben ihn Bremische Evangelische Kirche und Bremer Senat im Jahr 2019 zu seinem 90. Geburtstag mit einem Empfang im Rathaus geehrt. Der damalige Bürgermeister Carsten Sieling beschrieb das Wirken Jürgen Moltmanns in Bremen in seiner Laudatio als Seelsorge bei den "einfachen Leuten", durch die er "geerdet" wurde und "nahe bei den Menschen war und dadurch deren Bedürfnisse und Fragen an Gott zu verstehen gelernt" habe.
Im Vorwort seiner Habilitationsschrift notierte Moltmann: „Sie entstand aus dem Studium der bremischen Kirchengeschichte, deren Entwicklungen und Verwicklungen im Zeitalter der Reformation .... Erst in dieser „reformierten“ Reformation gewann die kleine Stadt an der Weser ihren unverhältnismäßig großen Ruhm als Hort des Evangeliums und der Glaubensfreiheit für die kommenden Jahrhunderte.“
Jürgen Moltmanns Werk, in viele Sprachen übersetzt, hat Generationen von Theogiestudierenden auf der ganzen Welt inspiriert. Moltmann war Zeitzeuge einer modernen wissenschaftlichen Theologie. Er lehrte weltweit, u.a. in Europa und den Vereinigten Staaten sowie in Nicaragua, Afrika oder Südkorea, wo er ein wichtiger Gesprächspartner in den verschiedenen befreiungstheologischen Aufbrüchen war. Er war Ehrendoktor von 15 Universitäten und wurde international vielfach geehrt.
Seine Hoffnungstheologie und seine ökologische Schöpfungslehre
sind in der heutigen Zeit, angesichts von Klimawandel, und Umweltkatastrophen
aktueller denn je. Bis ins hohe Alter blieb Jürgen Moltmann ein wacher Geist
und hat nichts von seinem Biss eingebüßt.
(Bernd Kuschnerus)
BEK-Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus hebt das Eintreten Jürgen Moltmanns für eine christliche Schöpfungslehre hervor. "Schon damals war er sehr weitsichtig und hat sich Gesprächspartner in Skandinavien gesucht, wo man sich schon vor Jahrzehnten mit ökologischen Fragen beschäftigt hat. Seine Hoffnungstheologie und seine ökologische Schöpfungslehre sind in der heutigen Zeit, angesichts von Klimawandel, und Umweltkatastrophen aktueller denn je. Bis ins hohe Alter blieb Jürgen Moltmann ein wacher Geist und hat nichts von seinem Biss eingebüßt."
Jürgen Moltmann war weltweit einer der bekanntesten deutschen Theologen. Seine politische Theologie und seine Überzeugungskraft haben das Denken und Handeln in der deutschen Gesellschaft mitgeprägt. Der Theologe war in der Nachkriegszeit ein linker Kritiker der Ära Adenauer und Dibelius, die an das alte Verhältnis von Staat und Kirche von 1933 anknüpften, welches Hitler nicht verhindern konnte. Er schloss sich politik- und kirchenkritischen Nachfolgegruppen der Bekennenden Kirche an und war Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz. In seinen Büchern „Hoffnung für eine unfertige Welt“ (2016) und "Christliche Erneuerungen in schwierigen Zeiten" (2019), verband er auch noch im hohen Alter aktuelle Fragen mit dem Blick eines überzeugten Christen auf die Zukunft unserer Gesellschaft. Moltmanns 2016 verstorbene Frau Elisabeth Moltmann-Wendel war ebenfalls Theologin und eine der bekanntesten Vertreterinnen der feministischen Theologie.
Die Evangelisch-Reformierte Gemeinde Wasserhorst gedenkt in einer Andacht in der Wasserhorster Kirche ihres früheren Pastors. Freitag, 7. Juni, 18 Uhr