Donnerstag, 20. Februar 2025

Drei Jahre Krieg gegen die Ukraine: Friedensandacht im Bremer Dom am 24. Februar

Am 24. Februar jährt sich zum dritten Mal der völkerrechtswidrige russische Überfall auf die Ukraine. Aus diesem Anlass lädt die Bremische Evangelische Kirche am Jahrestag gemeinsam mit der ukrainischen Community in Bremen zu einem interkonfessionellen Friedensgebet in den St. Petri Dom ein.

Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) lädt aus diesem Anlass gemeinsam mit der ukrainischen Community am Montag, den 24. Februar 2025 um 19 Uhr zu einer Friedensandacht  in den St. Petri Dom ein. Zuvor findet ab 17 Uhr auf dem Bremer Marktplatz eine Kundgebung aus Anlass des Jahrestages statt, auf der auch der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), Pastor Dr. Bernd Kuschnerus, sprechen wird.

Ab 19 Uhr gedenken dann Bremerinnen und Bremer gemeinsam mit den hier lebenden Ukrainerinnen und Ukrainern der Kriegsopfer und beten für den Frieden. Die Andacht gestalten die kirchlichen Friedensbeauftragten Pastor Jasper von Legat und Pastor Andreas Hamburg. Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer wird ein Grußwort sprechen. Musikalisch begleiten der ukrainische Frauenchor Gloria UA und die Musikerin Kristina Legostaeva, die den Wunsch nach Frieden und Hoffnung musikalisch ausdrücken. Die Friedensandacht wird zweisprachig, auf Ukrainisch und Deutsch, gehalten.

Drei Jahre nach Kriegsbeginn sind Leid und Zerstörung allgegenwärtig. Millionen Menschen sind auf der Flucht, Familien zerrissen, und die humanitäre Notlage verschärft sich immer weiter. Das Friedensgebet ist ein Zeichen für Solidarität mit den Betroffenen und für die Hoffnung auf eine gerechte Friedenslösung.

Spendenprojekt Arztstation in Petrodolynske

Im Anschluss an die Friedensandacht werden als Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine Spenden für den Neubau einer Arztstation in Petrodolynske (Peterstal) gesammelt. Gemeinsam mit der Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer, und Ronald Speidel (Stiftung Solidarität Ukraine) hatten Andreas Hamburg und Bernd Kuschnerus die kleine Gemeinde im Umland von Odessa, nahe der moldawischen Grenze im vergangenen Oktober besucht. Dort werden viele Binnengeflüchtete versorgt, die in mobilen Containerbauten auf dem Grund der Kirche in Petrodolynske leben. Die in die Jahre gekommene Arztbaracke ist für die Versorgung der vielen zusätzlichen Patienten technisch völlig veraltet, mangelhaft ausgestattet und baulich so marode, dass man stellenweise durch den Fußboden einbricht und das Gras durch die Ritzen der Außenwand wuchert. Mit den Spendengeldern aus Bremen soll ein Ersatz-Mobilbau samt zeitgemäßer Ausstattung finanziert werden.

Spendenkonto:

Ev. St.-Markus-Gemeinde Bremen

Betreff: Arztstation

IBAN: DE46 2905 0101 0001 0578 68 (Sparkasse Bremen)

BIC: SBREDE22XXX

Die Bremische Evangelische Kirche unterstützt das Projekt mit 5.000 Euro. “Wir haben vor Ort gesehen, wie großartig die Solidarität mit den binnengeflüchteten Menschen ist und wie dankbar sie sind, in Petrodolynske einen sichereren Ort gefunden zu haben. Viele stammen aus dem Dorf Smijiwka auf dem Dnipro-Ufer durch den ständigen russischen Beschuss alles verloren haben. Die katastrophale räumliche Situation der ärztlichen Versorgung muss dringend verbessert werden", berichtet Bernd Kuschnerus. “Unsere Bremer Hilfe kommt direkt zu 100 Prozent an und ich habe beim Besuch in Odessa und der Region erlebt, wie wirksam sie ist." (Fotos der maroden Arztstation finden sich unten in der Galerie)

 

Forderung nach gerechtem Frieden und entschlossener Unterstützung

Jasper von Legat und Andreas Hamburg, Friedensbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, erklären:

„Wir fordern mehr Mut zu wahrem Frieden – nicht als leere Parole, sondern als entschiedene Tat. Es ist ein Skandal, dass sich Donald Trump und Vladimir Putin wie kapitalistische Banditen die Ukraine und ihre Rohstoffe aufteilen wollen, als sei das Land eine Ware. Beiden geht es um Macht und Profit, nicht um Menschen. Dieser Haltung stellen wir uns deutlich entgegen. Davon bleibt unberührt: Die Verantwortung für diesen Krieg trägt allein Vladimir Putin – und er allein kann ihn sofort beenden."

 

Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl blicken die beiden Friedensbeauftragten mit Sorge auf die Möglichkeit, dass Parteien wie AfD und BSW mit ihrer russlandfreundlichen Politik ins Parlament einziehen oder ihren Einfluss ausweiten könnten. “Eine solche Politik dient nicht dem Frieden, sondern den Interessen des Aggressors.”

“Wir lassen uns nicht täuschen: Ein wahrer Frieden kommt nicht durch faule Deals zwischen Mächtigen zustande, sondern durch Gerechtigkeit. Jesu Wort erinnert uns: Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes heißen. Frieden stiften bedeutet, die Wahrheit zu sagen, Unrecht zu benennen und sich an die Seite der Opfer zu stellen.”

Jasper von Legat und Andreas Hamburg fordern:

  • Echte Friedensverhandlungen, die den Willen und die Würde der ukrainischen Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen.
  • Verlässliche Unterstützung der Ukraine zur Wahrung ihrer Souveränität und beim Wiederaufbau.
  • Umfassende humanitäre Hilfe für die Leidtragenden des Krieges.
  • Unmissverständliche Verurteilung völkerrechtswidriger Aggressionen, um globale Rechtsnormen zu schützen.

Die Veranstaltung steht allen Bremerinnen und Bremern sowie Vertreterinnen und Vertretern von Politik, Zivilgesellschaft und Religionsgemeinschaften offen. Gemeinsam beten wir für ein klares Zeichen für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Hoffnung.

Der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Dr. Bernd Kuschnerus erklärt:

“Wir müssen zur Menschlichkeit durchdringen, wo es in unserem Land an Mitgefühl für das Schicksal der Menschen in der Ukraine mangelt und ihr Leid in Vergessenheit zu geraten droht. Wir wollen dazu beitragen, dass die Hilfsbereitschaft bei uns nicht nachlässt. Dieser Gedenktag, auf dem Marktplatz und im Dom, soll ein Signal in die Ukraine senden: Ihr seid nicht vergessen, wir sind und bleiben an Eurer Seite!”

 

Kuschnerus kritisiert in diesem Zusammenhang scharf die gegenwärtige Entwicklung, über die Köpfe der Ukraine hinweg zu verhandeln:

“Völker und Menschen sind keine Schachfiguren, die man hin und herschieben und vom Brett schlagen darf. Frieden ist kein „Deal“, er darf kein schmutziger Frieden sein. Ohne die Ukraine am Verhandlungstisch wird kein gerechter Frieden möglich sein. Es gilt das freie Selbstbestimmungsrecht der Ukraine und das Völkerrecht. Ohne uns Europäerinnen und Europäer, vor allem aber ohne unsere Freundinnen und Partner in der Ukraine, darf nicht über die Zukunft der Ukraine entschieden werden. Ein wirklicher Frieden muss nachhaltig die Sicherheit in der Ukraine und in Europa gewährleisten.”

Hintergrund:

Vor drei Jahren hat die russische Armee die benachbarte Ukraine überfallen. Mittlerweile hat sich der brutale Krieg zu einem erbitterten Abnutzungskrieg entwickelt, Offensiven und Gegenoffensiven wechseln sich ab.  Die Frontlinie im Osten der Ukraine hat sich in der zweiten Jahreshälfte 2024 zugunsten der russischen Aggressoren verschoben. Gleichzeitig rückten ukrainische Truppen in der Region Kursk auf russisches Territorium vor. Nicht nur im militärischen Bereich beklagen beide Seiten herbe Verluste. Mit jedem Kriegstag wächst die Zahl der zivilen Opfer. Über 29.000 ukrainische Zivilisten, darunter mehr als 1.850 Kinder, wurden nach UN-Angaben durch die Angriffe verletzt, mehr als 12.600 getötet, darunter mehr als 670 Kinder (Stand Ende Januar 2025). Die Zahlen bilden nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Opfer ab. Momentan sind schätzungsweise rund 4 Millionen Menschen, meist viele Frauen und Kinder, innerhalb des Landes auf der Flucht. Mehr als 6,9 Millionen Menschen aus der Ukraine sind  laut UNHCR ins Ausland geflohen. Krankenhäuser, Elektrizitätswerke, Einkaufszentren, Bahnhöfe, Theater und Schulen – die russischen Streitkräfte feuern fast pausenlos Raketen und Drohnen, vor allem auf zivile Ziele, und zerstören die Infrastruktur in der Ukraine.