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Mittwoch, 15. November 2023
Bundesregierung und Union diskutieren derzeit die Einführung eines Veteranentages. Dieser soll den Dienst der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr würdigen. Die Debatte steht unmittelbar vor dem Abschluss. Dann soll Deutschland, voraussichtlich jedes Jahr am 12. November, einen Veteranentag feiern, wie er in den USA oder Frankreich, schon lange Tradition ist. Ist das die richtige Idee in diesen Zeiten? Der Friedensbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Jasper von Legat, bezweifelt das. Ein Zwischenruf:
"Nächsten Sonntag ist Volkstrauertag, ein Tag, an dem Deutschland jedes Jahr der Millionen Toten beider Weltkriege gedenkt. Da werden Kränze an Mahnmalen niedergelegt, teils etwas verschämt, zurecht, denn schließlich trägt Deutschland die Schuld an beiden Kriegen. Teils haben sich rechte Populisten den Tag und die Mahnmale angeeignet und gedenken offen der NS-Wehrmacht und ihrer Taten.
Das hat einen Beigeschmack von Militarisierung
Volkstrauertag, noch dazu in kriegerischen Zeiten, ein Angriffskrieg fast vor unserer Haustür in der Ukraine und das Sterben im Nahen Osten. Das ist die Folie, auf der jetzt nach mehr als zehnjähriger Diskussion im Handumdrehen ein deutscher Veteranentag eingeführt werden soll. Das hat einen Beigeschmack von Militarisierung einer Gesellschaft, die laut dem Bundesverteidigungsminister jetzt "kriegstüchtig" werden soll.
Die Wertschätzung der Soldatinnen und Soldaten
darf sich nicht in diesem Brimborium erschöpfen.
Ich sehe das schon vor mir, die Militärkapelle und die Fackelträger und höre schon die Fensterreden. Aus meiner Sicht darf sich die Wertschätzung der Soldatinnen und Soldaten nicht in diesem Brimborium erschöpfen. Was ist mit der Unterstützung jener, die verletzt an Leib und Seele vom Auslandseinsatz zurückgekehrt sind? Da mangelt es an allem, an Fürsorge und Therapie für jene, die unter PTBS leiden. Die Versorgungsleistungen sowie die psychologische und medizinischer Begleitung einer Wiedereingliederung in das normale Leben sind vollkommen unzureichend. Darüber wurde zwar schon viel diskutiert, aber einer Lösung sind wir noch keinen Schritt näher gekommen. Ein Veteranentag mit einem bisschen Aufmarsch und Blasmusik ist mir da viel zu wenig.
Hier haben jahrzehntelang Menschen gedient, die nicht zur Waffe greifen wollten.
Wann und wo werden diese großartigen Sozial-Veteranen eigentlich geehrt?
Und wer soll da eigentlich geehrt werden? Wer ist eigentlich Veteran? Nur, wer mit der Bundeswehr aktiv im militärischen Waffen-Einsatz in einem Kriegsgebiet war oder auch, wer Wehrdienst geleistet hat? Wie sieht es mit den Ärztinnen und Sanitätern aus, die in der Bundeswehr tätig sind? Und was ist eigentlich mit den Zivildienstleistenden, den mehr als 2,7 Millionen Männern, die von 1961 bis 2011 den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen verweigert haben? Stattdessen haben sie in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen und an vielen anderen Orten einen unschätzbaren Dienst für die Gesellschaft geleistet, wurden aber als "Drückeberger" verunglimpft?
Wir brauchen auch Wertschätzung für jene, die durch ihren friedlichen Dienst
dazu beitragen, diese Gesellschaft zusammenzuhalten.
Und dann wären da ja noch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Technischen Hilfswerks und der Freiwilligen Feuerwehren, die bei Unglücken und Naturkatastrophen sofort zur Stelle sind. Auch hier haben jahrzehntelang Menschen gedient, die nicht zur Waffe greifen wollten. Wann und wo werden diese großartigen Sozial-Veteranen eigentlich geehrt? Ein Veteranentag nur für's Militär ist mir viel zu wenig.
Wir brauchen echte Wertschätzung für Soldatinnen und Soldaten, keine Frage. Aber wir brauchen auch Wertschätzung für jene, die durch ihren friedlichen Dienst dazu beitragen, diese Gesellschaft zusammenzuhalten.
Einfach nur Blasmusik, Fackeln und Fensterreden als Trostpflaster für eine Bundeswehr in der Krise? Dieser militaristische Unsinn ist nicht nur zu kurz gesprungen, er wirkt eher hilflos!“