Freitag, 22. November 2024

Kirchenparlament kommt zu seiner Herbsttagung zusammen

Bremische Evangelische Kirche debattiert Haushalt 2025

Am Mittwoch, 27. November 2024 findet ab 9 Uhr im St. Pauli Gemeindezentrum in der Bremer Neustadt die Sitzung des Kirchentages der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) statt.

Die kirchlichen Finanzen und die mittelfristigen Perspektiven stehen im Mittelpunkt der Herbst-Tagung des Kirchenparlaments. Traditionell beschließen die Delegierten im November den Haushalt für das kommende Jahr.

Hier die Schwerpunkt-Themen der Tagesordnung:

  • Haushalt 2025 und Jahresrechnung 2023

  • Einführungsgesetz zur neuen Kirchenverfassung, die mit dem Jahreswechsel in Kraft tritt

  • Mittelfristige Perspektiven der BEK

  • Fusion von drei Gemeinden im Bremer Westen (Walle, Michaelis/Stephani und Immanuel) zur Mirjamgemeinde

Die Sitzung des Kirchentages ist öffentlich. Für Medienvertreter sind Plätze im Tagungsraum reserviert. Außerdem gibt es die Möglichkeit, am 27.11.24 ab 9 Uhr die Sitzung im Livestream zu verfolgen.

 

Darum geht es in der Sitzung:

Kirchenhaushalt: Erneut Entnahme aus den Rücklagen

Auch 2025 muss die BEK ein strukturelles Haushaltsdefizit verkraften. Außerdem wirken sich die weiter zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen bei gleichzeitig hohen Tarifabschlüssen aus. Hinzu kommt, dass der Aufgabenumfang der Bremischen Evangelischen Kirche steigt, auch wenn die Kirchensteuereinnahmen sinken. Die Bruttokirchensteuereinnahme wird in der Planung für 2025 allerdings in gleicher Höhe veranschlagt, wie 2024.

Der Haushaltsentwurf, über der den Delegierten vorliegt, sieht deshalb eine erneute Entnahme aus den Rücklagen in Höhe von insgesamt voraussichtlich 6,2 Mio. Euro vor.

Ende 2023 lagen die Rücklagen der BEK bei insgesamt 65 Mio. Euro.

„Insgesamt ist die Notwendigkeit schmerzhafter (Spar-)Maßnahmen offensichtlich, die bisherigen Maßnahmen zeigten leider nicht einen über gegenläufige Effekte hinausgehenden Erfolg“

fasst Schatzmeister Oliver Gampper die finanzielle Situation der BEK zusammen.

Qualität für evangelische Kitas: 5,23 Mio. Euro Eigenanteil aus Kirchensteuermitteln

Neben dem allgemeinen Kirchenhaushalt (Teil A mit einem Haushaltsvolumen von insgesamt 63,58 Mio. Euro) umfasst Teil B (mit einem Haushaltsvolumen von insgesamt 84,81 Mio. Euro) den Bereich der evangelischen Kitas, der Frühförderung und der persönlichen Hilfen für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf. Mit rund 5,23 Mio. Euro Eigenanteil trägt die BEK rund 10 Prozent der Betriebskosten der kirchlichen Kitas und Krippen. 

„Der kirchliche Eigenanteil an der Kita-Betreuung in der Stadt Bremen spiegelt die Anstrengungen der BEK wider, unter schwierigen Bedingungen der Sozial- und Bildungshaushalte einen qualitativ gut aufgestellten Betrieb unserer Kindertageseinrichtungen zu gewährleisten“ 

heißt es in der Haushaltsbegründung von Schatzmeister Oliver Gampper.

Neue Verfassung ante portas: Kirchengesetz zur Einführung der neuen Verfassung

Die Sitzung am 27. November ist die letzte in der laufenden Session. Im Mai hatte der Kirchentag eine neue Verfassung für die Bremische Evangelische Kirche beschlossen, die am 1. Januar 2025 in Kraft tritt. Die alte aus dem Jahr 1920 stammende Kirchenverfassung wird damit Geschichte sein. Damit der Übergang reibungslos funktioniert, liegt den Delegierten ein Einführungsgesetz zur neuen Verfassung vor. Vorgesehen ist u.a. eine zweijährige Anpassungsfrist für Kirchengesetze, Rechtsverordnungen und sonstigen Rechtsvorschriften.

2025 ist auch in der Bremischen Evangelischen Kirche ein Wahljahr: Das zwischen den Kirchentagen höchste Leitungsgremium, der Kirchenausschuss wird neu gewählt. Am 30. Januar tritt der neue Kirchentag zusammen und wählt einen Nominierungsausschuss, der die Aufgabe hat, Kandidierende für den neuen Kirchenausschuss zu suchen. Dazu zählen insbesondere der Kirchenpräsident bzw. die Kirchenpräsidentin (bisher: Schriftführer), der/ die Präses (bisher: Präsidentin), der/ die Vizepräses (bisher: Vizepräsident). Das Amt des bisherigen Schatzmeisters übernimmt der Leiter der Kirchenverwaltung (bisher: Kirchenkanzlei), der anders als bisher Mitglied des Kirchenausschusses wird.

Die eigentliche Wahl der neuen Kirchenleitung findet am 21./22. Mai, die Amtseinführung am 20. Juni statt. Bis dahin sind die Mitglieder des jetzigen Kirchenausschusses weiter im Amt.

Kirche fit für die Zukunft: Mittelfristige Perspektiven der BEK

Der in dieser Session des Kirchenparlaments laufende Diskussionsprozess zu den mittelfristigen Perspektiven wurde nun, zum Ende der Session, ausgewertet. In der November-Sitzung sollen nun konkrete Umsetzungsvorschläge beschlossen werden. Dazu zählt die Stärkung von Dialog- und Beteiligungsformaten bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen. Auch soll das sozialdiakonische Profil der BEK trotz der Kürzungsnotwendigkeiten erhalten und gestärkt werden. In der Verkündigung und bei den kirchlichen Amtshandlungen (Taufe, Konfirmation, Trauung, Bestattung) sollen unterschiedliche Zielgruppen stärker als bisher in den Blick kommen: „Beteiligung statt Betreuung“ lautet hier das Motto. Insgesamt soll die Gemeinschaft in der Kirche trotz laufender Kürzungsprozesse gestärkt werden. Inklusiv, generationsverbindend und -übergreifend, interkulturell und divers sind Kennzeichen, die das Profil der BEK künftig noch stärker prägen sollen. Außerdem wird die BEK mit aller Kraft weiter daran arbeiten, dass ihre Gemeinden und Einrichtungen sichere Schutzräume vor jeglicher Form von Gewalt und Übergriffen sind. Unter diesen Prämissen soll der Kürzungsprozess in der kommenden Session weiterlaufen: Die BEK wird in ihrer Arbeit künftig deutliche Schwerpunkte setzen müssen und gleichzeitig öffentlich stärker deutlich machen, was sie für die bremische Stadtgesellschaft leistet und wie sie sich finanziert. Diese Aufgabe geben die Parlamentarier dem Kirchentag der zu Ende gehenden Session ihren Nachfolgern mit auf den Weg.

Am Schluss der Sitzung wird BEK-Präsidentin Edda Bosse, die sich im kommenden Jahr nach 12-jähriger Amtszeit nicht zur Wiederwahl als Präses zur Verfügung stellt, vor den Delegierten einen Rückblick auf die vergangene Session geben, persönlich Bilanz ziehen und die Zukunftsperspektiven der Bremischen Evangelischen Kirche in den Blick nehmen: 

Viele Menschen haben in unsicheren Zeiten das Bedürfnis nach Austausch und gemeinschaftlicher Aktivität. Danke, dass die Gemeinden und Einrichtungen der Bremischen Evangelischen Kirche ihre Türen stets offen halten und für die Menschen da sind. Sie haben neue Formate der Begegnung entwickelt und bringen Alte und Junge zusammen.

 

Hintergrund:

Der Kirchentag ist das Parlament der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Für die Amtszeit von 2019 bis 2024 gehören ihm 136 Delegierte aus den Gemeinden an, 15 weitere Einzelmitglieder aus gesamtkirchlichen Arbeitsfeldern sowie 2 Jugenddelegierte. Die Parlamentarier sind zu etwa zwei Dritteln theologische Laien, denn Bremen nimmt das Laien- und Mitspracheelement sehr ernst. Die ehrenamtlich tätigen Delegierten kommen aus unterschiedlichen Berufsfeldern. Sie sind z.B. in der Verwaltung tätig, Lehrerinnen, Handwerker, Künstler oder Wissenschaftlerinnen. Der Frauenanteil beträgt 40 Prozent. Die Delegierten beraten und beschließen die kirchlichen Gesetze, Finanzen und Projekte. Das Parlament tagt zwei Mal jährlich, im Frühjahr und im Herbst.