Dienstag, 04. März 2025

Kita-Landesverband wirbt weiter für gesundes, kindgerechtes Kita-Essen

Der Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder erinnert angesichts der aktuellen Kürzungen der Senatorin für Kinder und Bildung bei den Kita-Vollküchen an die vom Senat gesetzten Standards für eine verlässliche, qualitativ angemessene, in den Kitas vor Ort frisch zubereitete Essensversorgung nach regional-saisonalen und ökofairen Standards. „Der im Februar 2018 vom Bremer Senat beschlossene Aktionsplan 2025 „BioStadt Bremen“ dient uns dabei als Orientierung“, betont Dr. Carsten Schlepper, Leiter des Landesverbandes. „Für ein gesundes Aufwachsen und als Energiequelle für den Tag bieten wir den Kindern in unseren Kitas täglich rund 4.500 Portionen frisch zubereiteter Mittagsmahlzeiten.“

Die aktuell 40 Kita-Vollküchen mit rund 150 Beschäftigten in Bremen gibt es seit Jahrzehnten. „Als Kirche haben wir diese bewährte Struktur geschaffen, um das Ernährungskonzept qualitativ gut umsetzen zu können.“ Bei den zahlreichen Um- und Neubauten evangelischer Kitas in den vergangenen 15 Jahren seien stets auch Vollküchen mit realisiert worden. „Dafür haben wir öffentliche Zuschüsse von der Stadt bekommen, weil dieses Konzept von allen Beteiligten als gut und erfolgreich angesehen wurde. Alle wollten Vollküchen!“ 

Für die Verpflegung in den Kitas erhält die Bremische Evangelische Kirche (BEK) von der Stadt bislang Zuwendungen, mit denen der Aufwand für Personal und Sachleistungen in den Küchen abgedeckt werden soll. Für die Mittagsverpflegung wird zurzeit eine Pauschale von 5,10 Euro pro Portion gezahlt. Für jährlich rund 1 Mio. Essensportionen pro Jahr erhält die BEK somit 5,1 Mio. Euro, mit denen sie die 40 Voll-Küchen und 25 Verteilerküchen der evangelischen Kitas in Bremen betreiben und deren Sachkosten decken muss.

„Seit Jahren ist bekannt, dass die Pauschale für die Mittagsverpflegung nicht auskömmlich ist, um den Vertretungseinsatz sowie tarifbedingte Steigerungen auszugleichen“

 

erläutert Carsten Schlepper. Um den Verlust für die BEK zu verringern, wurden in der Vergangenheit die tarifbedingten Steigerungen für das eigene Personal in der Hauswirtschaft zusätzlich beantragt und anerkannt. „Diese Zuwendungsgewährung wurde für das Jahr 2025 ausgesetzt und sollen nach Angaben der Senatorin für Kinder und Bildung auch künftig nicht wieder aufgenommen werden“, erläutert Carsten Schlepper. Somit bleibt die BEK auf einem Fehlbetrag von 660.000 Euro im laufenden Jahr sitzen. „Für 2025 suchen wir noch gemeinsam mit der Senatorin für Kinder und Bildung nach einer einvernehmlichen Lösung, um das Defizit auszugleichen.“ Dass die die Senatorin für Kinder und Bildung für die Zukunft aus Kostengründen dazu rät, die eigene auf frisches Essen aus Vollküchen vor Ort komplett zu verzichten und die Verpflegung auf Fremdbelieferung (Caterer) umzustellen, hält Carsten Schlepper für den falschen Weg:

„Wir sollten nicht an der Ernährungsqualität für die Kleinsten sparen, denn das hat hohe gesundheitliche Folgekosten und ist in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung das falsche Signal. Wir brauchen ein verlässliches, qualitativ gutes, frisch gekochtes Essensangebot ohne lange Transportwege und Aufwärmvorgänge. Die belasten das Klima, zerstören Vitamine Nähr- und Mineralstoffe und führen dazu, dass das Essen einfach schlechter schmeckt.“

 

„Wir verstehen die schwierige Haushaltslage Bremens“, ergänzt der Leiter des Landesverbandes. „Mit Blick auf andere Bundesländer, in denen weitgehend Caterer zum Einsatz kommen und wo das Essen vor Ort aufgewärmt wird, stellt sich natürlich die Frage nach der Vergleichbarkeit der Standards.“ Doch Strukturveränderungen bräuchten verlässliche Absprachen und Zeit. „Von heute auf morgen kann man gut funktionierende Standards und Strukturen nicht einfach über den Haufen werfen.“

Nur mit Vollküchen seien die bisherigen Standards in punkto gesunder Ernährung, Nachhaltigkeit und Qualität umsetzbar. 

„Wir setzen auf Geschmacksbildung, können vor Ort auf spezifische Anforderungen z.B. aufgrund von Allergien, Unverträglichkeiten und religiösen und anderen Besonderheiten eingehen. Es geht um das körperliche, geistige, seelische und soziale Wohlbefinden von Kindern, das unsere Gesellschaft bereit sein sollte, auskömmlich zu finanzieren.“

 

Gerade in Bremen sei diese Aufgabe aufgrund der Sozialstruktur und der Armutsquote umso dringender: „Oft bekommen die Kinder in der Kita die einzige warme Mahlzeit und am Montag werden in vielen Kita-Küchen immer Nudeln gekocht, weil viele Kinder nach dem Wochenende einfach Hunger haben. Gerade Bremen muss sich aufgrund der sozialen Lage in unserer Stadt gute Essensangebote für Kinder leisten. Ein verlässliches, frisches und qualitativ gutes Angebot kommt allen Kindern zugute. Es entlastet alle Eltern zeitlich und organisatorisch, unabhängig von ihrer Beschäftigungs- und Einkommenssituation.“

Hintergrund:

  • In den Kindertageseinrichtungen der Bremischen Evangelischen Kirche erhalten derzeit rund 4.500 Kinder täglich ein gesundes kindgerechtes Mittagessen.

  • An drei bis Tagen wird zudem ein Frühstück angeboten, das (bis Juni 2025) aus Mitteln der Bundesregierung (im Rahmen des Kita-Qualitätsgesetzes) finanziert wird.

  • An 40 von 65 Standorten evangelischer Kitas gibt es Vollküchen mit rund 150 Beschäftigten (Köch:innen, hauswirtschaftliches Personal), ansonsten erfolgt die Versorgung über Verteilerküchen oder über Caterer.

  • Im Verpflegungskonzept der evangelischen Kitas sind die Qualitätsstandards für die Herstellung der Mahlzeiten verbindlich festgelegt.

  • Seit vielen Jahren begleitet das Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) die Arbeit der kirchlichen Kita-Küchen und sorgt für die Einhaltung der Ernährungsstandards.

  • Dazu gibt es regelmäßige Schulungen und Fortbildungen für die Küchenleitungen. Mit regelmäßigen Newslettern erhalten die pädagogischen Fachkräfte und die Eltern verständlich und leicht zugänglich aktuelle Nachrichten und Informationen rund um die Ernährung von Kindern.

  • Für einen einwandfreien Betrieb in den Vollküchen, in dem die gesetzlichen Vorgaben zur Lebensmittelhygiene eingehalten werden und die technischen Vorgaben für Reinigung und Wartung der Geräte erfüllt werden, ist im Landesverband die Koordinatorin für Hauswirtschaft und Hygiene zuständig. Mit regelmäßigen Unterweisungen, Schulungen und Fortbildungen für Küchenleitungen und Küchenhilfen stellt sie die Qualitätssicherung in den Küchen der Kindertageseinrichtungen sicher.