Donnerstag, 29. Dezember 2022

Lassen Sie uns nicht naiv, aber mit Zuversicht ins neue Jahr gehen!

Die Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche, Edda Bosse, und Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus senden Grüße und die besten Neujahrswünsche an alle Bremerinnen und Bremer.

"Du bist ein Gott, der mich sieht" - Wir merken, dass in der Jahreslosung eine besondere Energie steckt. Wer gesehen wird, fühlt sich angesprochen und wert geschätzt. Der liebevolle Blick erkennt noch mehr in mir, als schon da ist, schenkt mir Vertrauen und  Lebensfreude. Er weckt positive Kräfte und verwandelt. Der Gott, der mich sieht, möchte, dass ich mir meiner Begabungen und Fähigkeiten bewusst werde und sie einsetze.

Gesehen werden ist das Gegenteil von wegschauen. Wer wegschaut, schiebt den Riegel vor und dahinter lauert die Tatenlosigkeit, ja die Mutlosigkeit. Der Gott, der mich sieht, weiß auch um meine Schwächen, die Ängste, die Sorge zu scheitern und zu versagen, den Problemen nicht gewachsen zu sein. Aber er setzt die Möglichkeiten immer vor die Skrupel, die Freiheit immer vor den Rückzug. Der Gott, der mich sieht, lässt nie nach in seiner Forderung, um den Frieden, die Gerechtigkeit und die Bewahrung seiner Schöpfung zu beten und in Gemeinschaft mit anderen dafür aktiv ohne Wenn und Aber einzutreten!

Ein Jahr 2022, das uns erschüttert und vielleicht verzweifelt zurücklässt, darf sich nicht einfach über das kommende Jahr 2023 legen. Wenn Gott uns sieht, trotz allem, was in dieser Welt durch den Menschen angerichtet wird, dann dürfen wir hoffen, uns Mut zusprechen lassen und selber sehen, was wir tun können. Unsere Kirche bietet  Räume, hat vielfältige Angebote und Projekte, in die es sich lohnt einzusteigen, mitzumachen, initiativ zu werden. Unsere Kirche ist ein Teil der Stadtgesellschaft, in der sie vieles trägt und verantwortet. So viele Menschen sorgen direkt oder indirekt dafür, dass es in unserer Stadt Orte der Wärme für Leib und Seele gibt, engagieren sich in ihren Berufen oder ehrenamtlich für ihre Mitmenschen und eine lebenswerte Zukunft. Ihre Beiträge machen einen spürbaren Unterschied. Dafür sind wir einfach dankbar! Der Gott, der mich sieht, öffnet die Augen! Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, erlebt nicht nur Not, sondern auch Freude.

Überall halten Menschen zusammen, helfen einander, feiern miteinander, entdecken Neues, lassen sich begeistern, singen in allen Sprachen, haben Lust am Leben. Der Gott, der mich sieht, hüpft mit jedem Kind in der Sandkiste, prescht mit den Jugendlichen über den Fußballplatz,  sagt den Gehetzten: "Lass mal für Heute gut sein", findet mit den Alten am Rollator:  "Auch dieser Tag ist schön". Der Gott, der mich sieht, appelliert an mein Verantwortungsbewusstsein und teilt mir gleichzeitig mit, dass jemanden sehen und lieben ganz eng zusammen gehören.

Lassen Sie uns zuversichtlich in das neue Jahr 2023 gehen, nicht naiv angesichts der Gefährdungen, aber voller Hoffnung.