22. November 2024
21. November 2024
13. November 2024
Der Internationale Tag der Pflege am 12. Mai geht zurück auf den Geburtstag von Florence Nightingale (1820-1910), der Begründerin moderner Pflegetheorie und –ausbildung. In Londons Westminster Abbey wird jährlich eine Messe für Krankenpfleger gefeiert. Der Aktionstag soll weltweit für die Wertschätzung des Pflegeberufs und eine menschliche und ausreichend finanzierte Pflege werben. Die Bedeutung der Pflege hebt aus Anlass dieses Tages Pastor Dr. Bernd Kuschnerus hervor, Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche:
Die Situation in der Pflege ist nicht gut und wird auch nicht besser.
Wir klatschen auf dem Balkon, aber wie wertschätzen den Pflegeberuf nicht genug.
Wir alle werden alt und eines Tages auf Hilfe und Pflege angewiesen sein. Dieses Zukunftsszenario sollte uns als Gesellschaft, jenseits von Sonntagsreden, aufmerksam machen für die Situation in der Pflege. Die ist nicht gut und wird auch nicht besser. Wir klatschen auf dem Balkon, aber wie wertschätzen den Pflegeberuf nicht genug. Wir erwarten mehr als satt und sauber-Pflege, betrachten die Versorgung Pflegebedürftiger aber nur unter Kostenaspekten. Wir kritisieren Profitdenken bei den großen Pflegekonzernen, aber wir lassen es zu, dass die kleinen, gemeinnützigen Anbieter immer mehr in Schieflage geraten. Drei Aspekte möchte ich zum internationalen Tag der Pflege hervorheben:
Pflegekräfte leisten eine unglaublich wichtige Arbeit. Sie sind tragende Säulen des Gesundheitssystems. Um die Zukunft der Pflege zu sichern, sind Investitionen und Reformen notwendig. Dazu gehören eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte. Preiswucher durch Personaldienstleister macht die Pflegekräfte zur Ware. So gehen gute Pflegeeinrichtungen kaputt. Das muss unterbunden werden.
Wir brauchen nach den Bedürfnissen der Bewohner gestaltete Pflegeeinrichtungen, in denen sie sich wohlfühlen. Entscheidend hierfür ist Zeit für Zuwendung. Hochbetagte oder demente Menschen müssen behutsam und verständnisvoll betreut werden, anstatt vereinsamt zu leben und zu sterben. Eine Hygienewindel, die bis zu drei Liter Fassungsvermögen hat und nur noch selten gewechselt werden muss, spart Personal und Kosten – ich finde das entsetzlich. Deshalb darf es bei den Anbietern keine Gewinnmargen geben, die Versicherungsgelder der Allgemeinheit in private Taschen lenken.
Der größte Pflegedienst in Deutschland sind die Angehörigen. Ambulante Pflege in der Familie darf nicht als Pflege zweiter Klasse behandelt und mit weniger Geld ausgestattet werden. Und wir brauchen digitale Lösungen: Die elektronische Patientenakte wird die Pflegekräfte entlasten, aber vor allem den Angehörigen helfen, die zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Pflegeheimen hin- und herrennen, total aus der Puste, wie in einem Hamsterrad.
An einer besseren Zukunft der Pflege arbeiten,
anstatt nur Löcher zu stopfen
Die Zukunft der Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur durch gemeinsame Anstrengungen und Investitionen bewältigt werden kann. „Herr lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ heißt es im biblischen Psalm 90. Wenn wir wollen, dass es unseren pflegebedürftigen Angehörigen, Freunden oder Nachbarn gut geht, wenn wir wollen, dass es uns selbst eines Tages gut geht, dann ist es wichtig, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam an einer besseren Zukunft der Pflege arbeiten, anstatt nur Löcher zu stopfen.
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