22. November 2024
21. November 2024
13. November 2024
Mittwoch, 01. März 2023
Klangkunst aus Bronze: Sie ist schon die vierte ihrer Art: Der Bremer St. Petri Dom hat eine neue "Friedensglocke", die unter freiem Himmel nach einer Andacht erstmals in voller Pracht zu sehen war. Ostern soll die "Brema" auch zu hören sein.
Mehr als sieben Tonnen schwer und ein Durchmesser von über zwei Metern: Schon das Gewicht und der Umfang der neuen „Friedensglocke“ des Bremer St. Petri Domes sind beeindruckend. Und so war das Interesse an der „Brema“ auch groß, als die Glocke am Mittwoch auf den Treppen der evangelischen Kathedrale von Sängerinnen der Mädchenkantorei enthüllt wurde - zuvor begrüßt vom ökumenischen Glockengeläut der anderen Innenstadtkirchen.
Die größte Glocke der Stadt trägt die biblische Inschrift „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“. Er wünsche, dass sie die Herzen der Menschen erreiche, sagte Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) in seinem Grußwort. Die Glocke ist die vierte ihrer Art. Das zeigt schon: Die „Brema“ hat eine lange Geschichte. Sie hängt normalerweise 60 Meter hoch im Südturm des St. Petri Doms. Die erste „Brema“ entstand 1894 aus dem Metall zweier 1870/71 von den Franzosen erbeuteten Kanonen und wog mehr als acht Tonnen. Als Inschrift war darauf zu lesen, dass die „Brema“ aus Kriegsbeute gegossen worden sei, aber zum Frieden läuten solle.
Als sie beschädigt war, folgte 1925 die zweite, die 1943 von den Nazis beschlagnahmt und vermutlich eingeschmolzen wurde. 1962 ersetzte sie die Domgemeinde durch das Geschenk einer Bremer Kaufmannsfamilie. Doch auch diese „Brema“ bekam 1972 einen Riss, 2017 wurde sie aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Mittlerweile ist sie abgeseilt und wird eingeschmolzen - Rohmaterial für neue Glocken.
Die Geschichte vieler Kirchenglocken sei mit Krieg und Frieden verbunden, sagt Domprediger Henner Flügger. „Das gilt auch für die Glocken des St. Petri Doms. Sie haben die Bremerinnen und Bremer in Kriegsgefahren gewarnt und den Frieden eingeläutet.“ In der Andacht zur Begrüßung unter freiem Himmel betont er: „Frieden wird es erst, wenn wir lernen, Ressourcen gerecht zu verteilen.“ Den Weg dahin müssten die Menschen selbst gehen, „Gott wird uns begleiten“.
Die neue „Brema“ entstand im Dezember bei der Innsbrucker Glockengießerei Grassmayer, mit ihr noch zwei kleinere Glocken, die „Gerechtigkeits-“ und die „Schöpfungsglocke“. Sie sind für den Nordturm des Doms bestimmt und ergänzen das Geläut von St. Petri auf sechs Glocken - so wie es schon 1896 bestanden hat. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich nach Informationen des Doms auf rund 300.000 Euro. Dabei ist die „Brema“ selbst das Geschenk eines Spenders, der anonym bleiben will.
Hermann Eibach, ehrenamtlicher Dombauherr, hat den Klang der „Brema“ bereits bei der Abnahme in Innsbruck gehört. Sie habe „ein großes, bisher nie gekanntes klangliches Volumen“, schwärmt der Mann, der das Glocken-Großprojekt für die Domgemeinde begleitet. „Als sie mit ihrem neu geschmiedeten Klöppel angeschlagen wurde, hat sie mehr als drei Minuten nachgehallt.“ Allein das zeuge schon von der hohen Qualität des Glockengusses.
Klangkunst aus Bronze: Die „Brema“ wird künftig das Fundament des Geläuts bilden, „ein mächtiger tiefer Klang“, beschreibt ihn Domprediger Flügger. In den nächsten Tagen werden alle drei Glocken in die Türme gezogen und platziert, in mehreren Etappen. Dabei helfen elektrische Seilwinden, Umlenkrollen und Flaschenzüge - eine komplizierte und technisch anspruchsvolle Arbeit.
Am Ostersonntag (9. April) soll die Friedensglocke dann gemeinsam mit ihren fünf kleineren Schwestern das erste Mal zum Gottesdienst angeschlagen werden. „Sie läuten in der Stadt weithin hörbar für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung: die großen Herausforderungen unserer Zeit für die Zukunft der Menschheit“, bekräftigt Flügger.
Dieter Sell (epd)