Mittwoch, 13. November 2024

Stille Tage im November: Meditation und Gedenken

Die stillen Tage im November, vor Beginn der Adventszeit, stehen im Zeichen von Einkehr und Erinnerung. In der Bremischen Evangelischen Kirche gibt es aus diesem Anlass zahlreiche Gottesdienste, Andachten und Konzerte. Mit dem Gedenken an die Verstorbenen des vergangenen Jahres endet am Totensonntag – auch Ewigkeitssonntag genannt – das Kirchenjahr.

"Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ lautete der Appell der Gründungsversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam. Doch bald 1.000 Tage dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine an. Und seit dem 7. Oktober 2023 herrschen Terror und Krieg in Israel. Zum Volkstrauertag, am Sonntag, dem 17. November, gibt es in Bremer Kirchengemeinden Gottesdienste und Friedensgebete zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Verfolgung.

Der Buß- und Bettag am Mittwoch, den 20. November ist zwar kein gesetzlicher Feiertag, wohl aber einer der evangelischen Kirche. Zahlreiche Kirchengemeinden laden ein zu Gottesdiensten und Andachten. Einen besonderen Rundfunkgottesdienst überträgt Bremen Zwei ab 10 Uhr live aus der Kirche Unser Lieben Frauen.  Dieser Gottesdienst beschließt die Gottesdienstreihe der Evangelischen Kirche in Deutschland zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes. Im Mittelpunkt steht Artikel 9 "Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden." Die Kanzelrede zum Thema "Gemeinsam hoffen" hält der Bundestagsabgeordnete Thomas Röwekamp (CDU), der seine Bremerhavener Kirchengemeinde auch im Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche vertritt. Musikalisch gestalten Nicolas Dunkel, Englischhorn, sowie Ansgar Müller-Nanninga an Flügel und  Orgel den Gottesdienst.

Der St. Petri Dom lädt um 19.30 Uhr zur traditionellen Nacht der Lichter ein. Jugendliche aus den evangelischen und katholischen Innenstadtgemeinden haben die Nacht der Lichter vorbereitet: Sie lesen biblische Texte der Hoffnung und beten für den Frieden. Dem Geist der Kommunität von Taizé entsprechend, führt die Nacht der Lichter Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Nationalitäten zusammen. Lieder und Texte sind in unterschiedlichen Sprachen. Viele hundert Kerzen erleuchten den Dom und laden zu Stille und Meditation ein.

Ein begehbares Lichter-Labyrinth liegt in der Kulturkirche St. Stephani vom 22. - 24. November. Fast 400 Kerzen formen dieses siebengängige uralte Menschheitssymbol, das in vielen Kulturen und Religionen Spuren hinterlassen hat. Das Labyrinth ist ein Symbol für das Leben selbst, für das menschliche Suchen nach dem Sinn. Der Gang durch ein Labyrinth ist dazu geeignet, den göttlichen Funken, den wir in uns tragen, in sich selbst zu entdecken. Eröffnung des Kerzenlabyrinths mit einer Andacht.  

Der Totensonntag - auch Ewigkeitssonntag genannt - am 24. November ist der Tag, an dem Christen in Gottesdiensten und Andachten der Verstorbenen gedenken.

Bereits am Samstag, den 23. November findet mit Pastorin Barbara Dietrich in in der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche in Bremerhaven ein Gottesdienst für Auf-See-Gebliebene und -Bestattete statt.

Am 24. November laden in Walle die Pastorinnen Sophia Fürst und Sabine Kurth alle, die Trost brauchen, um 10.15 Uhr in die Waller Kirche ein. In dem Gottesdienst werden die Namen der Verstorbenen aus dem vergangenem Jahr genannt und für jeden/jede eine Gedenkkerze entzündet. Das Labyrinth auf der Überseewiese wird von 17-20 Uhr mit Kerzen beleuchtet sein. Trauernde sind eingeladen, eigene Kerzen dazuzustellen oder einfach das Labyrinth in Erinnerung an ihre Verstorbenen zu durchschreiten.

Ein Gottesdienst für verstorbene wohnungslose Menschen, die in Bremen verstorben sind,  findet um 11 Uhr in der Friedhofskapelle des Waller Friedhofes statt.

Auf dem Riensberger Friedhof in Schwachhausen werden Besucherinnen und Besucher am Eingang in der Friedhofstraße einen Pavillon der Bremischen Evangelischen Kirche finden. Unter dem Motto „Warmes für die Seele“ schenken dort von 11 bis 16.30 Uhr Haupt- und Ehrenamtliche Kaffee, Tee und alkoholfreien Punsch aus. Die Pastorinnen und Pastoren und die kirchlichen Freiwilligen stehen vor oder nach dem Gang zum Grab für Gespräche mit wärmenden Worten und heißen Getränken für die Seele zur Verfügung.
In der Friedhofskapelle können Besucherinnen und Besucher eine Kerze anzünden, Namen und Gedanken in ein ausgelegtes Buch schreiben oder still ihrer Verstorbenen gedenken.

Ein Erinnerungs-Essen am Totensonntag findet um 18 Uhr im Gemeindehaus Rablinghausen statt. Alle Gäste sind zu einem Mitbring-Buffet mit den Lieblingsspeisen der Verstorbenen eingeladen. Gemeinsam am Tisch soll der Liebsten gedacht werden.

In der Kulturkirche St. Stephani findet um 18 Uhr der Kulturgottesdienst – zum Abschluss des Lichter-Labyrinths – „Die Liebe ist stärker als der Tod“ statt.  

Am Samstag, 30. November findet um 17 Uhr für Angehörige von Suizid-Opfern ein Gottesdienst mit Pastorin Ulrike Oetken in der Kirche St. Ansgarii statt.

Hintergrund

Mit den stillen Feiertagen endet das Kirchenjahr. Der Volkstrauertag ist zwar kein kirchlicher Feiertag, sondern wurde 1952 zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft eingeführt. Als Friedenssonntag bekommt er heute in den Kirchen den Charakter des Gedenkens an aktuelle Kriegs- und Fluchtopfer und des Einsatzes für ein friedliches Zusammenleben. Der Buß- und Bettag war in früheren Jahrhunderten ein Tag der Buße und des Gebets angesichts von Notständen und Gefahren. Er ist ein Tag der Umkehr, der Neuorientierung und dient auch dem Nachdenken über gesellschaftliche Irrtümer wie Ausländerfeindlichkeit, Umweltzerstörung und soziale Ausgrenzung. Er findet jedes Jahr am Mittwoch nach dem Volkstrauertag statt. 1995 wurde der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen abgeschafft. Die evangelische Kirche bezeichnet die Abschaffung bis heute als Fehlentscheidung. Der Totensonntag - auch Ewigkeitssonntag genannt - geht als Alternative zum katholischen Allerseelentag auf die Reformationszeit zurück. Er steht im Zeichen des Gedenkens an die im Vorjahr Verstorbenen. Es geht darum, Abschied und Tod im Alltag zu bewältigen, den Toten ein ehrendes Andenken zu bewahren und der christlichen Hoffnung auf die Auferstehung Ausdruck zu verleihen.