02. Februar 2024

Tropfen für Tropfen: Werden, Vergehen, Veränderung und Ewigkeit

Warum hängt denn eine riesige, 330 Kilo schwere, Eispyramide in der Kirche? Sie tropft und tropft, schmilzt langsam, aber unaufhaltsam. Ab Mittwoch, den 14. Februar können alle Bremerinnen und Bremer die meditative und fast magische Installation "Eternity" der Münchner Künstlerin Birthe Blauth in der Stadtkirche Unser Lieben Frauen bestaunen.

Ewige Liebe? Man kann sie schwören, aber wird sie gelingen? Ewiges Eis? Ein Begriff, der in Zeiten des Klimawandels nicht mehr so selbstverständlich ist. Ewiges Leben? Gibt es das wirklich, oder ist mit dem Tod alles aus? Am Mittwoch, den 14. Februar begehen Liebende den Valentinstag. Am 14. Februar ist auch der diesjährige Aschermittwoch, der Beginn der vorösterlichen Fastenzeit. Der perfekte Tag, um über Zeit, Ewigkeit, Leben und Vergänglichkeit nachzudenken.

Das kann man in der Stadtkirche Unser Lieben Frauen auf ganz spektakuläre Weise tun. Dort wird nämlich eine 1 Meter hohe und bis zu 1 Meter breite sowie rund 330 Kilo schwere Pyramide aus Eis mit der Spitze nach unten im historischen Kirchengewölbe hängen. Das Eis, glasklar wie ein Bergkristall, wird langsam schmelzen und als herabtropfendes Wasser in einer großen Schale aufgefangen. Aufgrund der hervorragenden Akustik ist jeder Tropfen im ganzen Kirchenraum zu hören. Rund um die Wasserschale stehen Kirchenbänke und laden dazu ein, in Fleecedecken gehüllt eine Zeit lang in Ruhe das Schmelzen des Eises zu erleben.

Wie vieles im Leben ist auch das Kunstwerk "Eternity" nicht ewig. Ständig verändert es sich, es schmilzt, und reflektiert das Licht auf immer neue Weise. Die Wassertropfen fallen zunächst langsam, immer schneller. Das Eis wird weniger, der Klang lauter. Am Ende ist nichts verloren, alles noch da, nur verändert, als Wasser in einer großen Schale am Boden. Niemand weiß, wie lange es dauert, bis die Pyramide verschwunden ist, so wie man von so vielen Dingen nicht wissen kann, wie lange es sie geben wird.

Die Installation ist vom 14. Februar bis zum 27. März täglich von 11 bis 16 Uhr  geöffnet und wird von Scheinwerfern angestrahlt. Bis die Eispyramide vollständig geschmolzen ist, wird die Kirche 24/7 geöffnet sein, damit Eternity auch nachts zu erleben ist.

Die Bedeutung ist immer sehr vielschichtig.
Jeder kann seine Deutung herauslesen und weitere entdecken.

"Eternity" ist nicht Symbol für irgendetwas, kein Appell, und keine Mahnung. Es geht mit dieser schmelzenden Eispyramide auch nicht vordergründig um den Klimawandel. Allein Transformation und Veränderung und die Magie von Werden und Vergehen stehen für die Künstlerin Birthe Blauth im Vordergrund. "Die Bedeutung ist immer sehr vielschichtig. Jeder kann seine Deutung herauslesen und weitere entdecken."

Für Stadtkirchenpastor Stephan Kreutz ist der Kirchenraum der ideale Ort für dieses Kunstprojekt. "Eternity ist ein Erlebnis, das aufrüttelt, aber nicht ohne Perspektive. Das Schmelzen des Eises verbinde ich persönlich mit der biblischen Verheißung: 'Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht'. Als Gott den Menschen dieses Versprechen gab, erschien am Himmel ein Regenbogen. Für mich sind die schillernden Lichtreflexe der bunten Manessier-Fenster auf dem Eis ein ähnliches Hoffnungszeichen, dass ein Leben in Frieden mit der Schöpfung und in gerechten und demokratischen Strukturen für alle Menschen möglich ist."

Eternity ist ein Erlebnis, das aufrüttelt.
Für mich auch ein Hoffnungszeichen.

Zu dem Kunstprojekt gibt es ein Rahmenprogramm, das der Bremer Künstler Stephan Uhlig zusammengestellt hat:

  • Es beginnt am Mittwoch, den 14. Februar um 18 Uhr mit der Eröffnung der Installation im Beisein der Künstlerin Birthe Blauth.
  • Um 19 Uhr folgt mit Feuer und Eis ein festlicher Abend mit Andacht, Musik, Segen und Sekt für Liebende  zum Valentinstag.
  • Am Sonntag, den 18. Februar um 18 Uhr folgt das Crossover-Konzert Time – Vita Contemplativa – Vita Activa mit Musik von Barock bis Jazz.
  • Am Sonntag, den 3. März um 18 Uhr findet die Konzertlesung Der Alte Matrose statt. Die Ballade von S.T. Coleridge wird von Klaviermusik mit Liedern von Franz Schubert und durch Licht-Projektionen auf die Eispyramide begleitet.
  • Am Sonntag, den 17. März um 18 Uhr folgt der Abend Eternity -Die Große Improvisation mit der elektroakustischen Komposition „La Légende d‘Eer“ des Künstlers Iannis Xenakis.

Gefördert wird das Projekt "Eternity" durch den Münchner Verein "Ausstellungshaus für christliche Kunst" und die Bremer Karin und Uwe Hollweg Stiftung und das Tremml Ice Team. Das Begleitprogramm wird durch die Beate + Hartmut Schaefers Stiftung, die Conrad Naber Stiftung sowie die Heinz Peter und Annelotte Koch Stiftung gefördert.

Wie bei Birthe Blauths Installation Poem of Pearls während der letzten documenta in Kassel gibt es Auf der Plattform UNPAINTED ein Crowdfunding zur Deckung der Projektkosten. Wer sich beteiligt, erhält einen Fineart-Print einer Projektskizze, die als Edition in 99 Exemplaren produziert wird. Der Erlös fließt zu 100 Prozent in das Projekt.

Das Kunstprojekt ist gratis zugänglich, Der Eintritt zu den Konzerten beträgt: 20/erm.10 Euro. Tickets gibt es im Vorverkauf im evangelischen Informationszentrum Kapitel 8.

Weitere Informationen zur Künstlerin Birthe Blauth

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