Montag, 20. November 2023

Zum Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus

Heute Morgen hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und leitende Geistliche der westfälischen Landeskirche, Annette Kurschus, im Rahmen eines Pressetermins ihren Rücktritt von allen Ämtern erklärt. Pastor Bernd Kuschnerus, Schriftführer in der Bremischen Evangelischen Kirche, nimmt dazu wie folgt Stellung:

Annette Kurschus hatte eine schwere Entscheidung zu treffen. Der Rücktritt der Ratsvorsitzenden und Präses der westfälischen Landeskirche von ihren Ämtern ist ein schwerwiegender Schritt. Er zeugt von hohem Respekt vor dem Amt. Sie hat der Evangelischen Kirche in Deutschland in den zwei Jahren ihrer Amtszeit ein sympathisches Profil gegeben. Wir alle kennen vergleichbare Situationen, in denen wir uns fragen, wie wir uns verhalten sollen und vielleicht die falsche Entscheidung treffen. Frau Kurschus hat heute erklärt, dass sie die Situation offensichtlich falsch eingeschätzt hat.

Sie hat jetzt offen und klar Stellung bezogen und ist von ihren repräsentativen Ämtern zurückgetreten. Sie will damit sicherstellen, dass der Aufarbeitungsprozess zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche ungehindert und transparent fortgesetzt und die evangelische Kirche vor Schaden bewahrt wird. Diesem Schritt gilt mein ganzer Respekt.

Ich werde mich an den Spekulationen und Vorverurteilungen zu dem Vorfall nicht beteiligen. Mir ist wichtig festzuhalten: In der Bremischen Evangelischen Kirche stehen wir seit vielen Jahren für eine rückhaltlose Aufarbeitung und Prävention hinsichtlich aller Formen von Gewalt. Wir beteiligen uns im Blick auf die Vergangenheit an der unabhängigen wissenschaftlichen ForuM-Studie, die derzeit erarbeitet wird, sowie an einer gemeinsamen Aufarbeitungskommission der evangelischen Landeskirchen in Bremen und Niedersachsen.

Wir stellen uns verantwortungsvoll dem Thema sexualisierte Gewalt und verurteilen derartige Übergriffe. Wir nehmen jeden Verdacht ernst und sorgen für Offenheit und Transparenz. Dabei steht die Perspektive der Betroffenen für uns immer im Mittelpunkt. In unserer Kirche gilt die Gewaltschutzrichtlinie, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und wir haben verbindliche Regeln für das Vorgehen bei Verdachtsfällen. Betroffene finden an unterschiedlichen Stellen in unserer Kirche Gehör. Gerade in den letzten Monaten haben wir eine umfangreiche Informations- und Fortbildungsaktion unter dem Motto #keinPlatzFürGewalt realisiert. Prävention ist uns in allen Arbeitsbereichen wichtig.“