22. November 2024
21. November 2024
13. November 2024
Die Nachrichten zeigen meist Erwachsene, Politiker, Demonstrierende, Soldaten, Künstler oder verzweifelte Katastrophen-Opfer. Recht selten sehen wir Kinder, doch ihr Blick trifft uns direkt ins Herz. Sie sitzen in den Trümmern von Beirut und Aleppo, auf Flüchtlingsbooten oder an einer Straße neben dem verbrannten Lager Moria. Manchmal schluchzen sie herzzerreißend, doch oft weinen sie lautlos, nur ein paar Tränen kullern über ihre Wangen. In ihren Augen erkennen wir, dass sie schon viel zu viel gesehen haben oder ertragen mussten. Es sind die hoffnungslosen Augen der hungernden Kleinen im Jemen oder der missbrauchten Kinder von Lügde.
Sie sind machtlos, während die Mächtigen in Europa von Konferenz zu Konferenz eilen und über lächerliche Zahlen in der Flüchtlingspolitik streiten. Die Augen der Kinder schauen uns fragend an, während der amerikanische Präsident mit fadenscheiniger Begründung der WHO die Gelder streicht – der WHO, die mit ihren Impfprogrammen in Afrika abertausende Kinderleben gerettet hat.
Auch in Deutschland sehen wir diese Kinderaugen, denn jedes fünfte Kind bei uns lebt in Armut. Und auch hier werden Kinder vernachlässigt, angeschrien oder geschlagen.
Am heutigen Weltkindertag mahnt z.B. UNICEF, dass Kinder viel zu oft der Willkür von Erwachsenen ausgesetzt sind und Schutz brauchen. Doch wir brauchen mehr als einen Tag der Appelle und Sonntagsreden. Seit 1989 gibt es die UN-Kinderrechte zum Schutz vor Gewalt, für Gesundheitsversorgung oder Bildung. Bis auf die USA haben alle Staaten der Welt die Kinderrechtskonvention unterzeichnet. D.h. Kinder haben weltweit das Recht, dass wir hinsehen und uns einmischen.
Es gibt Menschen, die das in bewundernswerter Weise tun. Es sind jene, denen es nicht egal ist, wenn ein totes Flüchtlingskind angeschwemmt wird. Sie engagieren sich in der Flüchtlingshilfe oder spenden für Rettungsschiffe. Oder diejenigen, die handeln, wenn in einer Wohnung oder auf einem Campingplatz merkwürdige Dinge vor sich gehen. Oder die politisch Aktiven, die sich dafür einsetzen, dass Fluchtursachen bekämpft und keine Waffen mehr an dubiose Potentaten und Milizen geliefert werden. Sie lassen sich von den Kinderaugen berühren, gehen auf die Straße, mischen politisch mit, halten Fürbitte im Gebet, spenden Geld oder widersprechen rechten Parolen gegen Geflüchtete. Sie sind mir ein Vorbild und bestärken meine Hoffnung, dass auch kleine Schritte Wirkung zeigen.
Aber auch die Mächtigen sind gefragt: Wenn die EU-Kommission demnächst ihre Vorschläge für eine gemeinsame Asylpolitik vorlegen wird, dann darf der Weltkindertag nicht schon wieder vergessen sein.
Edda Bosse ist seit 2013 Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche. Sie hat 3 Kinder und 8 Enkel und engagiert sich für das kirchliche Rettungschiff Sea-Watch 4
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