Deshalb bin ich Kirchenmusiker*in

„Mein Herz schlug einfach für die Kirchenmusik“

Nora Köhler

Kirchenmusikerin
in der Vereinigten Evangelischen Gemeinde Bremen-Neustadt

Klavier spiele ich seit der ersten Klasse. Doch auch ich hatte eine typische – vielleicht auch pubertäre – Phase, sodass ich dazu keine Lust mehr hatte. Zunächst wollte ich gar keine Musik mehr machen. Meine Eltern bestanden damals darauf, dass ich den in der Musikschule üblichen Mittelstufen-Abschluss mache. Sie sagten, anschließend dürfe ich aufhören. Diese Prüfungssituation und weitere durch die Musikschule organisierte Vorspiele weckten in mir den Ehrgeiz, ein Stück so zu üben, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt sitzt. Bereits seit meinem 12. Lebensjahr nahm ich regelmäßig an Wettbewerben wie „Jugend musiziert“ teil. Mir wurde irgendwie klar, dass ich die Herausforderung, ein Instrument zu erlernen und immer ein bisschen besser zu werden, vermissen würde. Trotz Nervosität spielte ich eben immer gern vor …

Also suchte ich nach einer Alternative, wie ich meine liebgewonnene „Übe-Zeit“ neu füllen könnte. Erst spielte ich mit dem Gedanken, Schlagzeug zu lernen. Doch während eines Gottesdienstes fragte ich mich plötzlich – völlig aus dem Bauch heraus – was das eigentlich für ein Instrument hinter mir sei und wie es funktioniere. Meine Eltern sind regelmäßig mit uns in die Kirche gegangen. Ich war also vertraut mit dem Klang der Orgel. Ich wollte das dazugehörige Instrument gern näher kennenlernen. Die Entscheidung für die Orgel bahnte sich nun einen Weg. Meine Eltern sagten mir, ich solle einfach den Pastor ansprechen. Gesagt, getan: Er hat mich dann an die Nachbargemeinde verwiesen, da dort eine A-Musikerin beschäftigt war. Bei ihr habe ich begonnen, Orgelunterricht zu nehmen. Den Klavierunterricht konnte ich auch nicht wirklich lassen und spielte weiterhin Wettbewerbe bei „Jugend musiziert“. Kurz nachdem ich anfing, über mögliche Orgelwettbewerbe nachzudenken, tauchte bei uns zu Hause ein Flyer zur Ausbildung als C-Musikerin auf. Das fand ich interessant und ich habe mich schnell dafür entschieden. Zwei Jahre Orgelunterricht plus vier einwöchige Seminare außerhalb, für die ich sogar von der Schule freigestellt wurde.

Als Schülerin mit dem C-Kirchenmusikerschein habe ich Gottesdienste gespielt und den Jugendchor geleitet, wenn der Kantor mal ausfiel. Das alles hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich daraus meinen Beruf machen wollte. Kurz habe ich überlegt, ob ich nicht lieber Architektur studieren will. Ich habe sogar ein wirklich interessantes Praktikum in einem Architekturbüro absolviert. Trotzdem habe ich mich dagegen entschieden. Einfach, weil mein Herz deutlich stärker für die Kirchenmusik schlug.

Ich habe dann in Bremen Kirchenmusik studiert und bin seit 2004 als Kantorin in der Bremischen Evangelischen Kirche tätig. Nach meinem Kirchenmusik-Studium habe ich noch ein Studium „Elementare Musikpädagogik“ aufgesattelt. Den Kinderchor empfinde ich als etwas ganz Besonderes in meiner Arbeit – und dafür wollte ich einfach noch besser qualifiziert sein. Seit neun Jahren bin ich jetzt als Kirchenmusikerin in der Vereinigen evangelischen Gemeinde Bremen-Neustadt tätig und weiß, ich habe mich für den richtigen Beruf entschieden!

„Zwei Hände machen fast ein ganzes Orchester“

Christopher Skilton

Student
Bachelor of Music Evangelische Kirchenmusik in Köln

Meine Beziehung zur Kirchenmusik hat im Kinderchor begonnen. Vier Jahre alt war ich, als ich zum ersten Mal dorthin ging. Drei Jahre später habe ich angefangen, Klavier zu spielen. Eigentlich wollte ich gleich an der Orgel spielen. Sie war für mich schon immer ein faszinierendes Instrument – damals vor allem, weil man so laut spielen konnte, aber ich war zu klein. Orgelunterricht habe ich mit 13 Jahren bekommen. Mit 16 Jahren habe ich dann die C-Ausbildung gemacht.

Zu der Zeit habe ich immer noch im Chor gesungen – mittlerweile im Knabenchor. Der Chorleiter war der Kirchenmusiker der Gemeinde. Er hat mich nach Abschluss meiner C-Ausbildung gebeten, ihn eines Sonntags zu vertreten. Da bin ich ins kalte Wasser gesprungen und habe meinen ersten Gottesdienst gespielt. Das war unglaublich aufregend, es ist auch nicht perfekt gelaufen, aber es hat total Spaß gemacht.

Fliegen fasziniert mich. Deshalb wäre ich gern Pilot geworden. Das ist aber unmöglich wegen einer Rot-Grün-Schwäche. Und dann fasziniert mich, wie gesagt schon lange, die Orgel. Diese Vielfalt an Klangfarben – fast wie ein Orchester, das man komplett steuern kann. Deshalb war der Wunsch, Kirchenmusiker zu werden, schon lange da. Mit der C-Ausbildung habe ich noch mehr vom Berufsalltag mitbekommen – auch die intensive Arbeit mit den Menschen. Das hat mich in meinem Wunsch bestärkt. Nicht zuletzt ist man als Musiker fest angestellt und es geht nicht um absolute Perfektion in der musikalischen Darbietung. Es ist eben ein Musiker-Leben mit viel Menschlichkeit.

Also habe ich mich an vier Hochschulen beworben. Jetzt studiere ich in Köln. Die Abteilung für Kirchenmusik ist zwar bundesweit die größte, aber sie ist trotzdem sehr familiär. Das hat mich bei der Aufnahmeprüfung absolut überzeugt. Neben dem Studium werde ich demnächst eine C-Stelle in Köln annehmen. Denn das Wichtigste für einen angehenden Kirchenmusiker wie mich ist definitiv die Praxis.