nem Körper wirkte die Luft kälter Dann musste ich mich übergeben Später lag Benjamin im Glasbett neben mir Für einen Moment war ich verstört unsi cher ob ich neben einem toten Menschen schlafen könnte und wollte Am nächsten Tag konnte ich ihn nicht mehr im Arm halten Die Kälte ertrug ich nicht Ich streichelte ihn Ich schrie innerlich vor Wut Drei Wochen später gingen wir mein Mann meine kleine Tochter der Pfarrer und ich hinter dem wei ßen Sarg her So ein kleiner Sarg Ich bin erst 26 Jahre alt viel zu jung dachte ich und beerdige mein eigenes Kind Ich bin dem nicht gewachsen wünsche mir Schutz Später bin ich zu der Einsicht gekommen dass man immer zu jung dafür ist das eigene Kind zu beerdigen Ich lief den Weg von der Friedhofskapelle zum Grab und schrie innerlich vor Schmerz und Wut und Fassungslosigkeit Benjamins Leben war nicht sinnlos Das Leben und Sterben meines Sohnes war nicht sinnlos Es ist unendlich traurig dass er nicht da ist dass ich ihn nicht umarmen kann dass ich ihn nie trösten ihm nie die Angst nehmen konnte Und es ist deshalb so traurig weil ich ihn liebe Und Liebe ist nicht sinnlos Am offenen Grab fand der Pfarrer die richtigen Worte Gott heilt nun was wir auf der Erde nicht heilen konnten Mein Verhältnis zu Gott wurde durch den Tod meines Sohnes nie in Frage gestellt Klar Er kriegt eine rein wenn ich mal da oben ankomme Aber er macht es in meiner Glaubensvorstellung auch erst möglich dass ich meinen Sohn wiedersehe Ich werde Ben jamin endlich umarmen können und seine Wärme spüren Und dann wird er mir eine Antwort geben Denn als ich ihn zum letzten Mal sah habe ich ihn um Verzeihung gebeten Und auf die Antwort muss ich mein ganzes Leben warten Gott ist Liebe Wer in der Liebe bleibt der bleibt in Gott und Gott in ihm Das ist mein Konfirmationsspruch Pfarrerin Elke Rathert am Sternenkindergrab auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof Was Menschen hilft die ein Kind verloren haben Stirbt ein Kind brauchen die Betroffenen unauf dringliche Hilfe offene Ohren und praktischen Bei stand zum Beispiel Geschwisterkinder von der Kita Schule abholen und betreuen eine Suppe kochen oder Einkäufe erledigen intensiv und ausdauernd zuhören auch wenn sich die Geschichten wiederholen es geht um Gefühle die immer wieder zur Sprache kommen müssen und dürfen anrufen und nachfragen Betroffene scheuen sich oft initiativ zu werden immer wieder Angebote machen wie einen Kino besuch oder Spaziergang auch wenn verwaiste Eltern ablehnen weil sie gerade nicht gut drauf sind mit den Betroffenen zusammen das Leben des verstorbenen Kindes würdigen an Geburtstage den ken den Namen des Kindes erwähnen Geschichten und schöne Erinnerungen austauschen signalisiert aufrichtige Anteilnahme Wenn Kinder vor ihren Eltern sterben Mütter Väter sterben vor ihren Kindern so ist es normal Doch nicht selten wird diese Generationen reihenfolge auf den Kopf gestellt Ob Fehlgeburten Schwangerschaftsabbrüche aufgrund medizinischer Diagnosen plötzlicher Kindstod im Babyalter Unfälle und schwere Erkrankungen Gewaltverbrechen oder Suizid es gibt keine Versicherung für das Leben und immer bleiben Betroffene verzweifelt zurück wenn ihr Kind vor ihnen stirbt Den Tod eines Kindes klar zu kriegen ist schwer Zumal die Umwelt oft hilflos und verletzend reagiert Menschen ignorieren den Tod eines Kindes und sprechen die Situation aus Angst oder Hilflosigkeit nicht an sie weichen aus und wechseln die Straßenseite oder sie speisen betroffene Eltern mit Sprüchen wie Wer weiß wofür s gut war Mit der Diagnose war das Kind sowieso nicht lebens fähig oder dem vermeintlichen Trost Ihr seid doch noch so jung dann kriegt ihr eben wieder ein Kind ab Solche Ratschläge sind Schläge die sich in der Seele der Betroffenen einbrennen und an denen Freund schaften zerbrechen Nach einem einzigen Trauerjahr ist bei verwais ten Eltern eben nicht alles wieder gut Trauer und Abschied brauchen bei verwaisten Eltern sehr viel mehr Zeit denn die Narben sitzen tief Die Trauer ver ändert sich aber sie bleibt meist lebenslang Verwaiste Eltern Bremen Selbsthilfegruppe für Alleinstehende Eltern Geschwister und Familien in denen ein Kind gestorben ist Beratung und Begleitung Es gibt je nach Alter des verstorbenen Kindes ver schiedene Gruppenangebote Derzeit sind pandemie bedingt keine Treffen möglich aber Einzelberatungs gespräche werden angeboten Kontakt Andrea von Legat Diplom Psychologin vonlegat diakonie bremen de Sprechzeit Mittwochs 18 bis 19 Uhr Telefon 0151 57 95 90 23 diakonie bremen deProtokoll Aufzeichnungen einer betroffenen Mutter Fotos epd bild Peter Sierigk Panthermedia kirche bremen de bremer kirchenzeitung März 2021 23

Vorschau bkz Ostern 2021 Seite 23
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