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Spuren der Bibel in Kunst & Kultur
Die Bibel hat die Kultur der westlichen Welt auf eine Weise geprägt wie kaum ein anderes Buch. Sprache und Literatur, bildende Kunst, Architektur und Musik haben berühmte Werke mit biblischen Bezügen hervorgebracht.
Keine Advents- und Weihnachtszeit ohne Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium, dem die Erzählung von Jesu Geburt zugrunde liegt. Die großen Werke der kirchlichen Musikgeschichte, die Johannes- oder die Matthäus-Passion, Mozarts Requiem oder Georg Friedrich Händels Messias, begeistern das Publikum bis zum heutigen Tag. Händel vertonte in seiner Oper „Judas Makkabäus“ eine Geschichte, die nur in besonderen Bibel-Ausgaben zu finden ist: Es geht darin um Sieg und Niederlage und einen Helden, der für das jüdische Volk kämpft. Den „Messias“, der als Händels bedeutendstes Werk gilt, soll er in drei Wochen komponiert haben. Von Joseph Haydn stammt das Chorwerk „Die Schöpfung“, dem der Bericht von der Erschaffung der Welt im ersten Buch der Bibel zugrunde liegt. Gustav Mahler vertonte die Geschichten des Apostels Paulus und des Propheten Elias, Max Reger den 100. Psalm.
Manche Bücher versteht man nur, wenn man die Bibel kennt, und manche biblischen Texte erschließen sich einem erst über Werke der Weltliteratur.
Weltweit hat die Bibel auch die Literatur in allen Zeiten beeinflusst. Das ist nicht verwunderlich, bilden doch ihre Themen wie Leben und Tod, Krieg und Frieden, Liebe und Hass, Macht und Verrat, Verzweiflung und Hoffnung den Stoff aus dem Literatur geschaffen wird. John Miltons „Paradise lost“ aus dem Jahr 1665 wäre zu nennen, ein Werk, das von Gott und Satan handelt, von Engeln, Erzengeln und Dämonen. Heinrich Heine dichtete um 1820 eine Ballade über die Weissagung Daniels am babylonischen König Belsazar, die zahllose Schüler seither auswendig lernten: „Die Mitternacht zog näher schon, In stummer Ruh‘ lag Babylon. Nur oben in des Königs Schloss, Da flackerts, da lärmt des Königs Tross.“ Der Jesus-Roman „Die letzte Versuchung“ von Nikos Kazantzakis von 1951 provozierte die Leser mit den Schwächen eines sehr menschlichen Jesus. Joseph Roths „Hiob“ wäre zu nennen, Fjodor Dostojewskis „Schuld und Sühne“, Goethes „Faust“ oder Thomas Manns großer Roman „Joseph und seine Brüder“. Die Bibel hat Autoren beeinflusst und inspiriert. Wen wundert da Bertolt Brechts Antwort auf die Frage nach seiner Lieblingslektüre: „Sie werden lachen – die Bibel“.
Weltweit errichteten die Menschen gewaltige Bauten – zum Lobe Gottes und natürlich als sichtbares Zeichen allzu weltlicher Macht. Die schwindelerregende Architektur der Kathedrale in Reims, von St. Peter in Rom oder des Kölner Dom lässt uns staunen, denn sie alle wurden von bloßer Menschenhand errichtet, als es weder Computer für statische Berechnungen, noch Maschinen gab. Bildhauer schufen Statuen und Skulpturen. Wir finden sie weltweit, auch in Bremen. Maria mit dem Jesuskind, Maria mit dem toten Sohn Jesus, der Apostel Petrus, Jesus auf dem Weg zum Kreuz von Golgatha – in Stein gemeißelt oder in Bronze gegossen. Manche sind fast überirdisch schön, andere berühren tief, wie die Pietá „Mutter und ihr toter Sohn“ von Käthe Kollwitz oder die Plastik „Hiob“ von Gerhard Marcks .
Auch das Theater schöpft aus dem tiefen Brunnen Bibel: In früheren Zeiten gab es Passionsspiele oder Dreikönigsspiele zur Erbauung und Belehrung des einfachen Volkes. Bis heute erhalten haben sich aus diesem Genre die Oberammergauer Festspiele, die alle zehn Jahre in der Osterzeit Jesu Leiden und Sterben zeigen. Man schmilzt sicher dahin, wenn ein Kinderchor die Seligpreisungen aus Wilhelm Kienzls Oper „Der Evangelimann“ singt. Man gruselt sich, wenn Richard Strauß’ „Salome“ das blutige Haupt Johannes’ des Täufers überreicht wird. Und es dürfte kaum einen Kinderchor in Deutschland geben, der nicht wenigstens einmal das Musical „Die Arche Noah“ von Carl Orff aufgeführt hat. Und wer hat in Bremen nicht 2004 mitdiskutiert, als der Choreograph Johann Kresnik die zehn Gebote auf seine brachiale Weise inszenierte? Jede Zeit und jede Kunstrichtung hat ihre Ausdrucksweisen. Neue Formen und Ideen werden zunächst vielleicht als geschmacklos verdammt oder als Sakrileg. Doch dann gibt es auch jene, die sie als avantgardistisch bis genial verteidigen. Die uralten Menschheitsgeschichten der Bibel von Liebe und Hass, Verrat und Treue, Wundern, Schmerzen und Hoffnung locken Künstler bis heute.
Sie werden lachen - die Bibel
Bertolt Brecht (Antwort auf die Frage nach seiner Lieblingslektüre)
Bertolt Brecht (Antwort auf die Frage nach seiner Lieblingslektüre)
Bildhauer schufen Statuen und Skulpturen. Wir finden sie weltweit, auch in Bremen. Maria mit dem Jesuskind, Maria mit dem toten Sohn Jesus, der Apostel Petrus, Jesus auf dem Weg zum Kreuz von Golgatha – in Stein gemeißelt oder in Bronze gegossen. Manche sind fast überirdisch schön, andere berühren tief, wie die Pietá „Mutter und ihr toter Sohn“ von Käthe Kollwitz oder die Plastik „Hiob“ und der „Sitzende“ von Gerhard Marcks .
Was die Fresken in Kirchen vor 500 Jahren bewirken sollten, hat ab dem 20. Jahrhundert der Film übernommen: dem Volk die biblischen Geschichten zu erklären. Unvergessen sind die drei monumentalen Bibelfilme des Amerikaners Cecil B. De-Mille: „Im Zeichen des Kreuzes“, „König der Könige“ und „Die zehn Gebote“. Auch William Wylers Streifen „Ben Hur“ – berühmt geworden durch ein Streitwagenrennen - spielt vor biblischem Hintergrund. Der Film „Das Leben des Brian“ der Monty Python Group ist wegen seiner satirischen Art, das Leben und Leiden Christi zu zeigen, heftig kritisiert worden. Ebenso die Verfilmung des Romans „Die letzte Versuchung“ durch Martin Scorsese. Eine filmische Neuauflage der Geschichte von der Sintflut und Noahs Arche gibt es inzwischen in 3D-Version. Internationales Aufsehen erregte die zehnteilige TV-Produktion „Dekalog“ des polnischen Regisseurs Krysztof Kieslowski auf der Grundlage der Zehn Gebote.
Auch die moderne Comicszene kennt biblische Stoffe: So hat der amerikanische Altmeister des Comic, Robert Crumb, in vierjähriger Arbeit die Genesis auf seine recht spezielle Art bearbeitet. Manga-Bibeln liegen vor und die Illustrationen des Niederländers Kees de Cort und des Deutschen Rüdiger Pfeffer haben – anfangs umstritten – neue Maßstäbe gesetzt.