Martin Luther schaut dem Volk auf`s Maul

Vor 500 Jahren

Siegeszug der deutschen Übersetzung

Luther übersetzt die Bibel

Fast eine Revolution löste der Reformator Martin Luther (1483-1546) aus, als er die Texte, die inzwischen gesammelt auf Hebräisch („Biblia Hebraica“), Latein („Vulgata“) und Griechisch („Septuaginta“) vorlagen, ins Deutsche übersetzte. Zu einem durchschlagenden Erfolg wurde seine Arbeit allerdings erst durch die neue Technik des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, die Johannes Gutenberg gerade zum richtigen Zeitpunkt erfunden hatte.

Luthers Grundsatz lautete: „Man muss dem Volk aufs Maul schauen“, um die richtige, allseits verständliche Sprache zu finden. Sein Ziel war, dass jeder Deutsch sprechende Mensch die Bibel selber lesen oder sich zumindest vorlesen lassen könne. Nur die Schrift allein – und nicht die Auslegung der Priester – sei im Glauben entscheidend. Seine leidenschaftliche Haltung hätte ihn fast das Leben gekostet, wenn nicht sein Fürst, Friedrich der Weise von Sachsen (1463-1525), schützend seine Hand über ihn gehalten hätte. Mit der Inquisition, die abweichendes theologisches Denken grausam verfolgte, war nicht zu spaßen.

Die Bibel im Wandel

Übersetzt, kommentiert und illustriert

Aber nicht nur der deutsche Reformator hat die Bibel übersetzt: Von seinem Schweizer Kollegen Huldrych Zwingli (1484- 1531) liegt ebenfalls eine Ausgabe vor, die zwischen 1987 und 2007 neu bearbeitet und als „Zürcher Bibel“ von der evangelisch-reformierten Landeskirche des Schweizer Kantons Zürich herausgegeben wurde.

Mit den Veränderungen der Sprache, der Lebenswelten und der Technik hat sich die Aufbereitung der Bibel stetig verändert.

  • 1611 entstand die King-James-Bibel, eine Fassung im klassischen Englisch.
  • 1926–1938 übertrugen Martin Buber und Franz Rosenzweig die hebräische Bibel ins Deutsche.
  • 1969 entstand unter dem Titel „Die gute Nachricht“ eine nicht wortgetreue Bibelübersetzung in moderner Sprache.
  • 2006 erschien die Bibel in gerechter Sprache, ein evangelisches Bibelprojekt, das Ungerechtigkeiten sprachlich vorbeugen bzw.ausgleichen soll.
  • In den Klöstern und Museen auf der ganzen Welt kann man opulente Ausgaben bestaunen, z.B. aufwändig illustriert von Künstlern wie Lucas Cranach, Albrecht Dürer, Marc Chagall oder Schnorr von Carolsfeld.

Neben Kinder- und Comic-Bibeln gibt es z.B. die handliche Pocket-Bibel in kleiner Schrift, quer gedruckt und mit einer Hand umzublättern, daneben eine „Brennpunkt-Bibel“ für Leute von heute, die wissen möchten, was Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Weihnachten eigentlich gefeiert wird. Es gibt ein Dutzend unterschiedliche Konfirmandenbibeln, Bibeln in Blindenschrift, wissenschaftliche Bibel-Ausgaben, Hörbibeln und natürlich die klassische Luther-Bibel in den revidierten Fassungen von 1984 und 2017.

Ein Gemälde zeigt den Reformator Martin Luther
Martin Luther, 1528
Altertümliche Schriftzeichen in der Bibel
Psalm 1, Verse 1 und 2 in der hebräischen Bibel
Eine historische Seite des neuen Testaments mit Verzierungen und handschriftlichen Ergänzungen.
Neues Testament in griechischer Sprache
Das Foto zeigt eine aufgeschlagene alte Lutherbibel: Zu sehen sind die Titelseite, eine Illustration und eine Widmung
Lutherbibel