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Samstag, 03. Februar 2024

Ausstellung ENTDECKE GROHN erfolgreich gestartet, läuft noch bis 24. März

Die Kunstgruppe der Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Michael Grohn hat am 3. Februar 2024 ihre neue Ausstellung unter der Anteilnahme vieler Besucher erfolgreich eröffnet. Sie ist noch bis zum 24. März 2024 im Gemeindehaus zu sehen. Nähere Einzelheiten dazu finden Sie weiter unten. Herzlich Einladung dazu. Und nun ein kleiner Bericht von der Vernissage.

Die Ausstellung ist nach den Gottesdiensten und an folgenden Samstagen,

jeweils  von 14-17 Uhr zu besichtigen:  2.3.,  16.3.,  23.3.24.                                                                    Bei Bedarf sind Führungen möglich: Gemeindebüro : St. Michael Grohn, Friedrich-Humbert-Str. 137, Tel.0421-62639307

Die Vernissage am 3. Februar. Im schönen Gemeindesaal trafen sich viele Besucher und lauschten bevor unsere Pastorin Frauke Löffler alle herzlich begrüßte und willkommen hieß, dem Klarinettisten Ibrahim Gunbardhi und dem Pianisten Johannes Dehning, sie spielten Schumann, Fantasiestücke 1. Satz, Romanzen 3. Es wurde ein wenig feierlich und für Grohner Verhältnisse auch richtig klassisch.

Die Kunstgruppe hatte die Grohnerin Ute Schmidt-Theilmann als Laudatorin gewinnen können. Ihre bewegende und tiefgehende Rede beleuchtete die Dankbarkeit und gabe an Hand der Ausstellungsexponate Hoffnung auf die Zufriedenheit in der Zukunft. Die komplette Rede finden Sie im Anhang.

Die zu Beginn eher ernste, getragene Musik nahm nun Fahrt auf und begeisterte in ihrem exellenten Spiel die dankbaren Zuhörer. Benny Goodman erklang mit "Caprice 24 Paganini" und "Tattletale" passend zur Vielfalt des ausgestellten Grohner Lebens. Und zum Schluß, nachdem die Kunstgruppe allen Beteilgten und Unterstützern gedankt hatte, wurden wir mit Klezmer "Come in peace" und "Go my friend Michael" in einen langandauernden Gesprächs- und Besichtigungsmodus entlassen.             Meinhard Jantz-Kondering

Und nun der Laudatio Text von Ute Schmidt-Theilmann. 

Entdecke Grohn. Ein Spaziergang in Bildern und Texten -so haben die Mitglieder der Grohner Kunstgruppe, Barbara und Thomas Hauser, Lutz Koch, Meinhard Jantz-Kondering, Edeltraut Kück-Hemme und Hardy Theilen-von Lübke ihr Projekt überschrieben.

Ich möchte Sie und Euch – bevor wir uns den Künstlerinnen und Künstlern und ihrem Spaziergang durch Grohn zuwenden zunächst einmal nach Nordamerika mitnehmen, um dort etwas zu entdecken und damit nach Grohn zurückzukehren. Mitten im Staat New York, ein Stück südlich des Lake Ontario, liegt die Stadt Syracuse unmittelbar am Onondaga See. An diesem See stand einstmals und steht heute wieder der „Tree of Peace“, der Friedensbaum, eine Kiefer mit silbrigem Stamm, unter dem vor ungefähr 1000 Jahren die Krieger von fünf indigenen Stämmen ihre Waffen vergruben. Sie begründeten damit unter der Führung des Friedensstifters, den sie alle „Peace Maker“ nannten, den Zusammenschluss der Haudenosaunee (Ho de no scho ni). Wir kennen sie vielleicht eher unter dem  Begriff Irokesen, den die Franzosen prägten.

Alle fünf Stämme (die Onondaga, Seneca, Oneida, Cayuga, Tuscarora und Mohawk), die Krieg,  Vertreibung und Zwangsumsiedlungen in Reservate aus ihrer Geschichte kennen, wissen um die Bedeutung der Dankbarkeit für einen dauerhaften Frieden:Frieden im Leben der Menschen in den Familien und Nachbarschaften, Frieden zwischen den Völkern und Frieden zwischen den Menschen und anderen Formen des Lebens auf der Erde. So sprechen sie am Beginn einer jeden Versammlung ein Dankgebet, um eine Atmosphäre von Respekt, Offenheit und Bescheidenheit zu schaffen. Sie bekräftigen damit auch ihr Wissen um die Tatsache, dass wir mit allen Formen des Lebens verbunden sind und ohne sie nicht sein können. Und sie stärken ihr Vertrauen in die Kräfte, die uns am Leben halten und machen sich damit weniger abhängig von dem Verlangen nach Konsum, der unsere wahren Bedürfnisse doch niemals befriedigt.

Ich habe das Dankgebet, das in dieser Form auf die Mohawk zurück geht, mitgebracht. Wer mag, kann es sich anschauen und mitnehmen. In ihrer Sprache heißt dieses Dankgebet: „Worte, die vor allem anderen kommen“. Jake Swamp, einer ihrer Ältesten, hat es ausdrücklich als „Give away“ verstanden,  als ein Geschenk an die Menschen anderer Nationen.

 

Und damit komme ich zurück zu uns, in die Räume der St. Michael Gemeinde, in der die Kunstgruppe dazu einlädt, Grohn zu entdecken.

Seit drei Jahren gibt es die Kunstgruppe, zwei Ausstellungen wurden bereits  initiiert, in diesem Jahr laden die Mitglieder der Gruppe mit eigenen Exponaten in Bild und Wort dazu ein, den Stadtteil kennenzulernen. Jedes Mitglied der Gruppe hatte dafür den Freiraum einen eigenen Schwerpunkt zu setzen.  Und so hat sich Barbara Hauser mit dem Grohner Marktplatz beschäftigt, Thomas Hauser ging es um Haus Seefahrt, insbesondere um das Portal, Lutz Koch hat viele Eindrücke der Umgebung in Postkartengröße aquarelliert, Meinhard Jantz-Kondering hat es zum Grohner Friedhof mit seiner Flora gezogen, Edeltraut Kück-Hemme hat sich mit dem Stern, speziell mit dem Grohner Stern beschäftigt, der jedes Jahr in der Advents- und Weihnachtszeit unseren Stadtteil ein wenig verzaubert, und im Fokus von Hardy Theilen-von Lübke steht das Wasser, Lesum und Weser,  stehen Wasservögel und Pflanzen, Erbfischer, Fähren und Naturschutz, ein weiter Bogen von einst bis jetzt wird hier gespannt.

So sind heute viele wunderbare Fotos, Bilder, begleitende Texte und Gedichte zu sehen und zu lesen. Und bestimmt gibt es dabei für uns Neues, noch nie Wahrgenommenes zu entdecken. Auf meine Frage an die Künstler bei einem Treffen im Dezember letzten Jahres, welche Empfindungen mit der eigenen Entdeckungsreise im Stadtteil verbunden waren, gab es von den Anwesenden positive Rückmeldungen: Grohn ist schön und vielseitig, Grohn ist ein guter Ort zum Leben, Hier kann man abschalten, Im Grohner Yachthafen zu sitzen – das ist Urlaub, Der Friedhof ist ein wunderbarer Ort, Die Nachbarschaft ist angenehm, Die Lage am Wasser ist toll. Und Hardy Theilen-von Lübke als alte Grohnerin war tief berührt von Spaziergängen, die ihr sozusagen vor Augen führten, dass die Bäume mit ihr gewachsen sind. Kein Wort: ich fühle mich nicht wohl. Es ist nicht genug da. Auch kein Wort: ich habe nicht genug und ich bin nicht genug.

Du, lieber Meinhard, hast Dir gewünscht, dass Eure Ausstellung nicht nur die Geschichte Grohns und bestimmter Plätze hier im Stadtteil im Blick hat, sondern auch zukunftsweisend sein möge.

Und ich finde, dass gerade dadurch, dass der Grundtenor dieser Ausstellung ist:

Ich fühle mich wohl. Es ist genug da und ich habe genug - dass gerade durch diesen Grundtenor die Ausstellung zukunftsweisend ist. Denn dieser Grundtenor verweist auf die Dankbarkeit. Dankbarkeit gleicht dem Kern in einer Frucht, in ihr ist alles enthalten, was es braucht, damit Leben wachsen kann. Dankbarkeit lockert die Umklammerung, in der uns die industrielle Wachstumsgesellschaft  sollte.

Die globalisierte Welt nimmt den Menschen ihr angeborenes Recht sich in ihrer Haut wohl zu fühlen. Stattdessen infiziert sie sie mit einem Virus, der sie Dinge anschaffen lässt und aufhäufen lässt, die sie weder brauchen noch sich leisten können. Auch können wir Menschen auf dem Planeten Erde es uns nicht leisten, derart viele unnütze Gegenstände zu produzieren und wieder wegzuwerfen.

So gesehen wirkt Dankbarkeit befreiend. Und sie ist subversiv. Denn sie hilft uns zu verstehen, dass wir aus uns selbst heraus genug sind. Diese Erkenntnis befreit uns. Und sie rüstet uns mit einer Grundvoraussetzung, uns für einen Wandel einzusetzen.

Denn wenn es für die, die nach uns kommen, eine Welt geben wird, in der sie leben können, dann nur deshalb, weil wir es verstanden haben, den Wandel von einer bedürftigen, unzufriedenen industriellen Wachstumsgesellschaft zu einer langfristig lebenserhaltenden Gesellschaft zu vollziehen. Was das für uns und unser Leben in diesem Stadtteil bedeutet, wozu es uns herausfordert, darüber können wir ins Gespräch kommen.

Das war nun viel. Vielleicht auch zuviel Interpretation meinerseits.

Und dennoch: es ist ein offenes Geheimnis, dass Dankbarkeit von keinerlei äußeren Bedingungen oder Umständen abhängig ist. In jedem Augenblick können wir eine Haltung der Dankbarkeit einnehmen, egal, was um uns herum geschieht.Danke, Danke Du mein Gegenüber, Danke ihr meine Vorfahren, Danke Mutter Erde, Danke Sonne, Danke für diesen Tag, danke für euer Engagement, liebe Kunstgruppe, euren Blick auf Menschen, Dinge, Kostbarkeiten, Danke für eure Kreativität….Danke für alle, die sich für unseren Stadtteil einsetzen, Danke für diesen Atemzug. Ich atme, ich bin hier und das ist gut so.

Tauchen Sie, tauchen wir mit diesem Empfinden in die Ausstellung ein. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Bilder und Texte, wenn wir uns tief darauf einlassen, eine Tür öffnen für die subversive Kraft von Schönheit und Dankbarkeit und damit eine Tür öffnen zu dem, was diesem Leben dienlich ist und auch eine Ahnung davon geben was dem Frieden zuträglich ist. Und die Bilder und Texte laden gewiss auch dazu ein sich auf eine ganz eigene Entdeckungsreise im Stadtteil zu begeben….

Ute Schmidt-Theilmann